Beim Start von Invercargill auf die Southern Scenic Route machte ich bei der Einstellung des Ziels am Navi einen dämlichen Fehler, anstatt als Ziel den ersten Ort der Southern Scenic Route „Fortrose” einzusetzen, gab ich direkt Dunedin ins Navi ein. Natürlich berechnete das Navi die schnellste Strecke mitten durchs Land über den SH1 anstatt der Southern Scenic Route die an der Ostküste langführt. Bevor ich das checkte, war ich schon 50 km von der Ostküste entfernt, also blieb mir nichts anderes übrig als diesmal das richtige Ziel einzugeben und zu wenden, um zur Ostküste nach Fortrose auf die richtige Strecke zu kommen. Im Fortrose Cafe genehmigte ich mir zum wach werden einen Cappuccino. Nachdem ich jetzt endlich aufgewacht war, ging es auf der Southern Scenic Route nach Otara zum Waipai Point, hier stand an der Küste ein alter hölzerner Leuchtturm, der nach dem größten zivilen Schiffsunglück 1881 bei dem 131 Menschen an Bord der SS Tararua ihr Leben verloren, im Jahr 1884 in Betrieb genommen wurde und heute immer noch die Schifffahrt vor dem Otara Riff warnt. Nur 22 km weiter hatte ich den Slope Point, den tatsächlich südlichsten Punkt (der war nicht in Bluff) Neuseelands erreicht. Nicht weit vom südlichsten Punkt kam ich an die Curio Bay, hier konnte man bei Ebbe einen 170 Millionen Jahre alten versteinerten Wald bestaunen, wie gesagt bei Ebbe, leider war gerade Flut. Nur einige Kilometer weiter in dem Ort Waikawa schaute ich mir ein kleines in Eigeninitiative aus der Region gestaltetes Museum an und hatte dabei ein sehr informatives Gespräch mit einem Kiwi der in dem Museum ehrenamtlich arbeitete. Kurz hinter Waikawa sollten die Niagara Falls kommen, doch es waren nur kleine Rinnsale die über etwas größere Steine flossen, ein Landvermesser hatte damals diesem kleinen „Wasserfall” ironisch den Namen wie den großen Wasserfällen aus Amerika gegeben. Der nächste Wasserfall, die McLean Falls hatten dann doch etwas mehr zu bieten, der Wasserfall fällt über 5 Stufen fast hundert Meter in die Tiefe, schon was anderes als die mickrigen neuseeländischen Niagara Falls 😜. Nur 2 km hinter den McLean Falls kam mit den Cathedral Caves die nächste Touristenattraktion, doch die Cathedral Caves waren nur bei ruhiger See und Ebbe zu besichtigen, was bei meiner Ankunft anscheinend nicht der Fall war, das Zufahrtsgate war nämlich geschlossen. Inzwischen war der Tag fast rum und ich musste mir für die Nacht ein Plätzchen suchen, nicht weit hinter den Cathedral Caves konnte ich auf dem DOC Campingplatz Papatowai die Nacht verbringen. Morgens wurde ich von prasselndem Regen auf dem Dach des Campervan geweckt, bei dem schlechten Wetter drehte ich mich nochmal um und blieb unter meiner Bettdecke liegen. Erst um 11 Uhr fuhr ich von dem Campingplatz zum ganz in der Nähe liegenden Lake Wilkie, der ruhig in einem Wald lag und auf dessen Wasseroberfläche sich die Bäume widerspiegelten. Kurz hinter dem Lake Wilkie gab es den Tautuku Estuary Boardwalk, der in 25 Minuten durch einen Wald bis an den Strand am Meer führte. Den nächsten Halt an der Southern Scenic Route machte ich am Matai Wasserfall, hier konnte man sich direkt 2 Wasserfälle anschauen, den Matai Fall und die nur einige Meter über dem Matai Wasserfall liegenden Horseshoes Falls. Schon einige Kilometer weiter konnte ich mir die Purakaunui Falls ansehen, um den besten Blick auf die Purakanui Falls zu haben, führte der Weg runter bis zum Fuße des Wasserfalls. Das nächste Ereignis auf der Strecke nach Dunedin war das Jack’s Blowhole, einem riesigen Loch in der Felsenküste das mit einem 200 Meter langen Tunnel mit dem Meer verbunden ist und über einen 2000 Meter langen Fußweg erreicht werden konnte. Allerdings macht sich das Blowhole erst einen Namen, wenn das Meer ziemlich wild und die Wellen sehr hoch sind. Als Nächstes besuchte ich einen alten ausgedienten Eisenbahntunnel von 1892 der seit der Stilllegung dieser Eisenbahnstrecke nur noch als Touristenattraktion dient. Mit meiner Campinglampe wanderte ich durch den 246 Meter langen Tunnel, der mit bloßer Hand von 1891 bis 1892 gebaut wurde. Mal wieder war bei dem nächsten Ziel, dem Nugget Point, Captain Cook der Namensgeber, als er an dem Kap die vielen einzelnen Felsen die wie Goldnuggets aus dem Meer herausragten sah, gab er dem Kap diesen Namen. Ein Leuchtturm wurde 1869 auf dem Kap errichtet und ist bis heute noch in Betrieb. Weil der Tag zur Neige ging, steuerte ich vom Nugget Point den ganz in der Nähe liegenden Campingplatz am Kaka Point an. Jetzt war es nicht mehr weit bis zur Stadt Dunedin, nach der Übernachtung am Kaka Point machte ich noch ein kleines Kaffeepäuschen in Balclutha und fuhr zügig über Milton und Brighton nach Dunedin, wo ich Nina, die Tochter eines Mannschaftskameraden von meiner Hockeymannschaft besuchen wollte. Gegen Mittag kam ich dort an, weil keiner zu Hause war, begab ich mich in das Stadtzentrum von Dunedin, wo ich mir den 1906 eröffneten im viktorianischen Stil erbauten Bahnhof ansah. Am Nachmittag versuchte ich nochmal Nina anzutreffen, wieder nix! Um die Zeit bis Abends zu überbrücken wollte ich mir das 10 km entfernte Larnach Castle anschauen, das war aber auch nix weil das Castle ab 17 Uhr geschlossen hatte und man nur noch den Garten besichtigen konnte. Okay, dann eben kehrt Marsch Marsch und zurück zum dritten Versuch bei Nina, diesmal hatte ich Glück, die Familie war vollständig zu Hause und ich glaube von meinem Besuch sichtlich überrascht. Als Gastgeschenk hatte ich schonmal ein paar Süßigkeiten für die Ostertage mitgebracht. Es war schön Nina, die gerade ihr zweites Kind bekommen hatte, mal wiederzusehen. Nach einem gemeinsamen Abendessen mit der Familie, machte ich mich vom Acker weil die Kinder ins Bett gebracht werden mussten. Die Nacht verbrachte ich auf dem zentralen gelegenen Campingplatz Dunedin Holiday Park. Da ich ja gestern am Larnach Castle vor verschlossenen Türen stand, holte ich das an dem nächsten Morgen nach. Hier kam ich mit der Chilenin Gaby und dem Brasilianer Von, einem Work and Travel Pärchen, zufällig ins Gespräch. Da ich ja lange in Brasilien und Chile herum gesegelt war, hatten wir genügend Gesprächsstoff. Wir schauten uns zusammen die alt eingerichteten Räume des Larnach Castle an und spazierten ein bisschen durch den schönen Garten. Die Beiden mussten weiter und ich trank im Cafe des Ballsaals von Larnach Castle noch einen Cappuccino. Nach der Kaffeepause ging es für mich auf der Otago Halbinsel, die vollständig zum Stadtgebiet von Dunedin gehört, bis zum nördlichen Ende der Halbinsel weiter. Hier hatten sich Königsalbatrosse und Blaupinguine, die mit maximal 30 cm Körpergröße kleinsten Pinguine der Welt, angesiedelt. Leider konnte man sowohl die Albatrosse als auch die Pinguine nur bei einer bezahlten Führung beobachten, darauf konnte ich locker verzichten, da ich ja bei meiner Segeltour schon viel bessere Erlebnisse mit allen möglichen Meerestieren hatte. Zum Abschluss des Tages ging es nochmal 30 km retour durch Dunedin zu dem Wanderweg von Tunnel Beach, der direkt an der Küstenstraße nach Brighton lag. Tunnel Beach wurde so benannt, weil man in den 1870er Jahren hier einen Tunnel durch den Felsen zu einem einsamen Strand gehauen hatte, der durch Felsbögen und schroffe Abhänge eine besondere Charakteristik aufweist. Wie so oft war ich mal wieder zur falschen Zeit dort und konnte wegen der Flut nicht an den Strand, aber immerhin konnte man durch den Tunnel auf eine kleine Plattform gehen. Nach einem anstrengenden Aufstieg vom Tunnel Beach zum Parkplatz machte ich mich auf nach Mosgiel, einem Vorort von Dunedin, um meine nächste Nacht auf dem „Wingatui Racecourse Overnight Motorcamp” zu verbringen. Dieser direkt an einer Pferderennbahn gelegene Campingplatz bestand aus einem Parkplatz der eigentlich für die Besucher bei einem Pferderennen gedacht war und in der rennfreien Zeit als Campingplatz genutzt wurde, ich würde den Platz nicht weiter empfehlen. Morgen geht es dann über das Örtchen Middlemarch und die Stadt Cromwell weiter zum höchsten Berg Neuseelands, dem Mount Cook!
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