Nach unserer Ankunft am Dienstagmorgen den 28.9.2021 in Laguna, meldeten wir uns nach unserem Ankerbier, als allererstes im Yachtclub und natürlich bei der Marina do Brasil zuerst einmal an. Kurz nach Mittag hatten wir dann alle Hunger und fanden „Dolci Freddo”, eine schicke kleine Gelateria und Cafeteria, wo es auch eine Kleinigkeit zu essen gab, es sollte nicht das letzte Mal sein, dass wir dort einkehrten. Weil Edson am nächsten Tag fahren musste, tranken wir am Abend noch einen Abschiedscaipi mit Ihm, bevor ich Tommi und Res auf die Mon Bijou mit dem Dingi zurück brachte, bei der Rückfahrt ging dem kleinen Außenborder der Sprit aus, mit Müh und Not schaffte ich so gerade gegen die Strömung an die Que Mas zu rudern. Müde und erschöpft ging ich ins Bett.
Am nächsten Morgen machte ich Edson zum Frühstück 2 Spiegeleier, dann musste ich ihn auch schon zum Yachtclub bringen damit er zum Busbahnhof kommt und von dort nach Floripa gefahren wird, wo er sein Auto in der Marina San Antonio de Lisboa abgestellt hatte. Wir verabschiedeten uns alle von Edson recht herzlich und bedankten uns nochmal für alles bei Ihm, ein ganz ein feiner Kerl! Nachdem wir Edson verabschiedet hatten, gingen wir ins historische Zentrum der Stadt, auf dem Weg dorthin beobachteten wir einen Fischer der solange mit dem auswerfen seines Fischernetzes wartete, bis ein Delphin in seine Nähe kam, erst dann warf er sein Netz aus, was nach dem herausholen aus dem Wasser voller Fische war, so kooperieren die Fischer mit den Delphinen beim Fischfang. Im historischen Zentrum fiel Tommi ein Elektroladen auf, an dem er natürlich nicht vorbei gehen konnte. Der Besitzer hatte gerade ein Telefongespräch mit seinem Freund Roger Roberteau, der früher einmal mit einen Trimaran auf den Weltmeeren gesegelt war. Wir erkundeten das historische Zentrum, und kamen auch an dem ehemaligen Haus von Anita Garibaldi vorbei, die lange in Laguna gelebt hatte, ich hatte ja mit Edson schon in Florianopolis die Ausstellung zum 200sten Geburtstag von Anita Garibaldi besucht. Nach einem Mittagessen in einem Buffetrestaurant, in einem Supermarkt kamen wir mit dem Österreicher Heinz, der schon lange in Laguna lebte, ins Gespräch. Bevor wir Heinz verabschiedeten tauschten wir noch unsere Telefonnummern aus. Am Nachmittag hatten wir Bock auf leckeres Eis, was wir natürlich in der Gelateria Dolci Freddo aßen, in der wir Tags zuvor schon so gut gegessen hatten. Da Samstagabend in der Marina sauniert wurde, gingen wir auch in die Sauna, wir hatten verständlicherweise in der Sauna Flüssigkeitverlust, den wir mit einigen Bierchen im Restaurant wieder auffüllen mussten. Nach Sauna und Bier fielen uns so langsam die Augen zu, weshalb wir uns zügig in unsere Kojen zurück zogen.
Am Sonntag fuhren wir alle drei mit einem öffentlichen Bus zur Anita Garibaldi Brücke, die aufgrund ihrer Größe und der schönen nächtlichen Beleuchtung uns aufgefallen war, mit 2,8 km Länge ist Sie die drittgrößte Brücke Brasiliens. Da Tommi den Bananenkuchen der Cafeteria Dolci Freddo nicht widerstehen konnte, gingen wir nachmittags mal wieder in unsere Stammcafeteria. Am Abend hatten wir uns mit dem Österreicher Heinz verabredet, der uns im Restaurant von der Marina abholen wollte. Gerade als wir dort auf Heinz warteten, kam ein Marinero aufgeregt ins Restaurant und versuchte uns zu erklären, das mein Katamaran sich selbstständig gemacht hätte und jetzt zusammen mit einer Motoryacht an einer Mooringboje hängt. Schnell rannten wir alle raus und tatsächlich die Que Mas hatte sich durch den stürmischen Wind und der starken Strömung aus ihrer Verankerung gerissen und ist genau auf die große Motoryacht drauf getrieben worden und dort hängen geblieben. Ich sprang schnell ins Dingi um mir die Situation aus der Nähe anzuschauen. Zum Glück war der Katamaran nicht direkt mit der Motoryacht kollidiert sondern an dem dicken Seil der Mooringboje mit dem Ruder hängen geblieben. Der hochgezogene Anker der Motoryacht kam dabei der Reling der Que Mas gefährlich nah, deshalb wollte ich so schnell wie möglich mit der Hilfe von Tommi und Res den Kat wieder frei bekommen und erneut an ihren Anker legen. Doch der Wind wehte so stark das alle Versuche den Kat von dem Mooringseil zu befreien kläglich scheiterten, durch unsere versuchte Befreiungsaktion wurde von dem Anker der Motoryacht ein Lukenfenster zersplittert, ein Teil der Reling verbogen, die Satellitenantenne meines Iridiumtelefons abgerissen und eine LED-Fackel abgebrochen welche aufnimmerwiedersehen im Wasser der Lagune verschwanden, Satz mit X das war wohl nix! Wir entschlossen uns den Katamaran mit Festmachern an der Motoryacht zu sichern und lieber abzuwarten bis der starke Wind sich gelegt hatte. Natürlich wollte ich mein Schiff in dieser brenzligen Lage nicht alleine lassen und blieb auf meiner Que Mas. Res und Tommi fuhren noch mit Heinz zum Abendessen in ein mexikanisches Restaurant. In dieser Nacht konnte ich nicht so richtig einschlafen, um 3 Uhr morgens war ich immer noch wach, erst als ich drei Dosen Bier getrunken hatte, döste ich so langsam ein.
Als es hell wurde hing mein Kat immer noch an der großen Motoryacht, der starke Wind hatte auch noch nicht nachgelassen. Natürlich schaute ich mir als Erstes bei Tageslicht den Kollateralschaden, den unsere mißglückte gestrige Befreiungsaktion verursacht hatte, genauer an. Na, da hatte ich ja mal wieder Einiges zu reparieren. Während ich begann die verbogene Reling zu demontieren, wurde so langsam der Wind schwächer und der Katamaran fing an sich von der dicken Mooringleine zu lösen. Schnell löste ich alle Festmacher und versuchte mich mit den Händen von der Motoryacht weg zu drücken, ganz langsam vergrößerte sich der Abstand zwischen dem Kat und der Yacht, es schien als hätte sich der Kat selber wieder befreit, schnell startete ich die Motoren und versuchte mit dem Rückwärtsgang mehr Abstand von der Motoryacht zu bekommen, doch mein eigener Anker hielt mich jetzt fest und ich kam nicht weiter weg, beim Versuch meine Ankerkette weiter einzuziehen trieb ich erneut gegen die Motoryacht, im letzten Moment hechtete ich ans Steuerrad und gab Vollgas zurück und konnte so gerade noch eine Kollision verhindern. Danach gelang es mir die Ankerkette bis auf 10 Meter einzuholen und endlich, schaffte ich es im Rückwärtsgang mit beiden voll aufgedrehten Motoren mich langsam von der Motoryacht „Legacy II” zu entfernen bis ich den Anker ganz aufholen konnte. Jetzt suchte ich mir einen weit entfernten Ankerplatz von der Legacy II, dort lies ich den Anker fallen und gab auf einer Tiefe von 4 Meter fast 40 Meter Kette raus damit diesmal mein Anker hält! Jetzt lag die Que Mas wieder sicher vor Anker und ich konnte in Ruhe die gesplitterte Luke über meiner Kabine ausbauen um Sie mit der intakten Luke vom Bad zu ersetzen. Jetzt war es auch möglich die Plexiglasteile der gesplitterten Luke wieder zusammen puzzeln und Stück für Stück zu kleben. Weil meine Fender und Festmacher teilweise noch auf der Motoryacht waren, holte ich Diese am Nachmittag mit dem Dingi bei den beiden Marineros Renan und Juan ab, stolz zeigten Sie mir das Interieur der 40 Jahre alten Motoryacht, dass ich viel viel schöner fand, als den Innenausbau der modernen Yachten. Von der Legacy II fuhr ich weiter zur Mon Bijou um Res mit Tommi zum saunieren in der Marina abzuholen. Da wir nach unseren Saunagängen noch Hunger hatten ließen wir uns von einem Taxifahrer eine Pizzeria empfehlen, als wir dort hereinkamen empfing uns ein junger Mann im Supermankostüm und brachte uns zu einem Tisch, dort wurden wir von Batman und Superwoman bedient, dies schien wohl eher eine Pizzeria ür Familien mit Kinder zu sein. Als wir nach dem Essen vor der Pizzeria auf ein Taxi warteten, kam zufällig der Director des Yachtclubs den wir in der Sauna des Yachtclubs kennengelernt hatten, vorbei und brachte uns zum Yachtclub.
Mittlerweile waren wir schon den 5.Tag in Laguna, den ganzen Vormittag arbeitete ich an der Que Mas um die Schäden von der Kollision mit der Motoryacht zu beseitigen, durch den Druck auf der Reling war das ganze Gelcoat abgeplatzt und musste von mir erneuert werden. Zwischendurch brachte ich Res noch an Land, der Fleisch für ein Churrasco im Yachtclub besorgen wollte, am Nachmittag schmiss Res den Grill im Yachtclub an, er hatte feines Filet besorgt was auf der Zunge zerging, dazu gab es Kartoffel- und Tomatensalat. Später am Abend gingen wir in einer ärmlichen Fischersiedlung in eine Diskothek und Bar mit dem Namen „Plata Forma”, dort spielte ich mit drei Brasilianern Lochbillard, allerdings waren die Löcher des Billardtisch so klein, dass ich mich nicht mit Ruhm bekleckerte. Gegen 22 Uhr füllte sich so allmählich der Laden, ein bisschen komisch wurden wir alten Säcke von den jungen Leuten schon taxiert, um 10:30 Uhr verabschiedeten wir uns von der „Plata Forma”.
Am nächsten Tag holte ich um 11 Uhr Tommi und Res von der Mon Bijou ab, wir wanderten zu einer Fähre die uns auf die andere Seite der Lagune brachte, wo es einige gute Restaurants geben sollte. Nach etwa 2 km erreichten wir die Restaurants und entschieden uns für das Restaurant „Boláo” wo es eine ausgezeichnete Spaghetti Carbonara mit Garnelen gab. Anschließend ließen wir uns mit einer Personenfähre zum Ponto de Boto übersetzen und spazierten die Mole von der Einfahrt nach Laguna entlang, auf dem Weg bis ans Ende der Mole kamen wir an einem symbolischen Delfinfriedhof vorbei, wo alle toten Delfine die in Laguna gefunden wurden, ein Kreuz aufgestellt bekamen. Gegen 18 Uhr wurden wir von einem Uber zurück zum Yachtclub gebracht. Bei der Kollision vor 3 Tagen war ja die Iridiumantenne abgebrochen und im Meer verschollen, doch zum Glück hatte ich noch eine defekte Satellitenantenne in Reserve, die ich bevor ich zu Bett ging noch zusammen klebte.
Am Montagmorgen wurde die verbogene Reling von einem Schlosser abgeholt, schon am gleichen Nachmittag kam er mit den begradigten Teilen zurück. Abends hatten mich Tommi und Res bei sich auf der Mon Bijou zum Abendessen eingeladen, es gab Spaghetti mit leckerer Soße. Den nächsten Morgen konnte ich nun endlich wieder die gerade gebogenen Relingteile montieren und die reparierte Satellitenantenne anschließen. Um 11 Uhr wollten wir uns eigentlich bei der Marina do Brasil ausklarieren weil wir am Freitag wegen eines guten Wetterfensters von Laguna aufbrechen wollten. Bei der Marina do Brasil war so viel los, dass wir uns entschlossen am nächsten Tag es noch einmal zu versuchen. Vor dem Mittagessen brachte Tommi schnell noch die defekte Steuerelektronik von dem Signalhorn der Mon Bijou in ein Elektronikgeschäft zur Reparatur. Nach dem Mittagessen gab es zum Nachtisch in unserer geliebten Gelateria „Dolci Freddo” für jeden ein Eis. Im Yachtclub hatten wir uns für den Abend die Sauna anheizen lassen, auch dieses Mal mussten wir natürlich nach der Sauna unseren Flüssigkeitsverlust mit einigen Bierchen wieder ausgleichen um uns anschließend mit einer guten Bettschwere in unseren Kojen zu verabschieden.
So langsam mussten wir uns auf unsere Abfahrt vorbereiten, bei wenig Wind setzte ich morgens am Ankerplatz das Großsegel ins 2. Reff, nachfolgend ging es gegen 10 Uhr mit Tommi und Res zum ausklarieren zur Marina do Brasil. Von dort holte uns Renato, Res hatte ihn im Yachtclub kennengelernt, ab und fuhr mit uns zu seiner luxuriösen Poussada, nicht ohne uns auf dem Weg dorthin noch einige schöne Strände zu zeigen. Die Poussada von Renato war schon im 5 Sterne Bereich, dort machte uns der Koch von Renato ein Spitzenessen mit Polvo und Camaraõs. Nach dieser gediegenen Mahlzeit machten wir uns auf zu Decathlon in Floripa, das hätten wir uns auch nicht träumen lassen, dass wir noch einmal nach Floripa kommen. Kurz nach 20 Uhr erreichten wir in Florianopolis das französische Sportgeschäft Decathlon, dort kaufte sich jeder eine winddichte Regenjacke. Anschließend machte sich Renato auf den Weg zu dem südlichsten Zipfel der Insel Santa Catarina, wo wir Austern kauften, Renato fragte in einem Restaurant ob Sie unsere gekauften Austern für uns zubereiten und servieren würden, der Restaurantbesitzer war einverstanden und so gab es für Jeden ein Dutzend Austern. Gegen 23 Uhr machten wir uns auf den langen Rückweg bis nach Laguna wo wir um 2 Uhr in der Nacht ankamen. Renato lies uns am Yachtclub aussteigen und fuhr selber noch nach Hause.
Am nächsten Tag war Renato schon wieder gegen 11 Uhr im Yachtclub um uns abzuholen, heute wollte er mit uns nach Süden in die Berge fahren, nachdem wir schon 60 km gefahren waren erfuhren wir an einer Tanke, dass die Serpentinenstraße die ins Gebirge führt wegen eines Hangabrutschs gesperrt war und so konnten wir leider nicht auf den höchsten Berg der Umgebung fahren um die tolle Aussicht zu genießen, stattdessen waren wir aber um 15 Uhr zurück in dem Yachtclub und konnten mit Renato, den Marineros und meinen neuen Freunden von der Legacy II noch ein schönes Abschiedschurrasco machen. Die ganze Mannschaft fand es schade, dass wir morgen weiter in Richtung Rio Grande segeln müssen. Schau Laguna,schau Renato, Schau Yachtclub Laguna, es war sehr schön bei und mit euch!!!
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