Bye Bye Deseado & Schock in Santa Cruz

Für Freitag den 3. Dezember 2021 hatten wir endlich das richtige Wetterfenster zum Weitersegeln gefunden, um 6 Uhr lösten wir die Leinen von Pier Gipsy und machten uns auf den Weg nach Santa Cruz. Gemächlich ging es aus der Mündung des Rio Deseado an der Pinguininsel vorbei, wohin wir Tage zuvor mit der Expedition Darwin einen Ausflug mit dem Schlauchboot gemacht hatten. Bis Santa Cruz waren es circa 200 Seemeilen die wir in eineinhalb Tagen schaffen mussten, damit wir uns mit dem Flutstrom in die Mündung des Rio Santa Cruz reinziehen lassen konnten. Diesmal hatten wir eigentlich zu wenig Wind und oft die Strömung gegen uns, sodass es mit der Ankunftszeit knapp wurde, wir mussten spätestens gegen 19:30 Uhr an der Mündung des Rio Santa Cruz ankommen um mit der 5 Knoten starken Strömung in Richtung des Puerto Cruz geschoben zu werden. Tommi und Res waren mit ihrer Mon Bijou zeitweise fast 10 Seemeilen hinter mir, immer wieder trieb ich Sie an Gas zu geben und aufzuholen damit wir rechtzeitig ankommen, vor allem Tommi kotzte es an, dass er soviel motoren musste und nicht segeln konnte. Andererseits sind 30 Knoten Starkwind auf der Kappe auch kein Vergnügen. Es wurde knapp, doch wir hatten Glück 25 Seemeilen vor Santa Cruz frischte der Wind über 20 Knoten auf und die Mon Bijou legte einen phantastischen Endspurt hin, als ich in die Mündung des Rio Santa Cruz einbog war Sie nur noch 3 Seemeilen hinter mir. In Santa Cruz hatten wir gemeinsam einen Wegpunkt zum Ankern festgelegt, als ich dort ankam hatte die Strömung ihren Höhepunkt erreicht, die Ankerkette wurde förmlich aus dem Ankerkasten heraus gerissen, schnell gab ich über 70 Meter Ankerkette heraus, damit der Kat nicht mit dem Strom abtrieb. Bei der ganzen Ankeraktion passierte etwas, was ich so noch nie erlebt hatte, dass Delfine mit schwimmen und zwischen den Rümpfen ihren Spaß haben wenn der Kat fährt hatte ich ja schon zu genüge miterlebt aber dass Schwarzweiß-Delfine während der Kat steht, zwischen den Rümpfen gegen 5 Knoten Strömung schwimmen hatte ich noch nie gesehen. Kurz nachdem ich geankert hatte meldete sich die Prefectura bei mir und teilte mir mit, dass ich meinen Ankerplatz vor den Ort Santa Cruz verlegen sollte. Das Gespräch hatten Res und Tommi mitbekommen und fuhren deshalb direkt bis Santa Cruz durch. So ein Mist, die ganze Zeit trödeln die Beiden hinter mir her und jetzt kamen Sie trotzdem vor mir an. Ich fragte mich, wie es gehen sollte alleine den Anker bei 5 Knoten Strömung wieder hoch zu bekommen, ich stellte die beiden Motoren auf die Geschwindigkeit der Strömung ein, so nahm ich den Druck von der Kette und konnte einigermaßen den Anker gegen die Strömung einholen. Jetzt hatte ich nur noch eine knappe Stunde Zeit bis es Dunkel wurde. Zum Glück hatte ich ja die Strömung mit mir und hechelte mit 11,5 Knoten der Mon Bijou hinter her. Gerade noch rechtzeitig konnte ich in der letzten Dämmerung um 10:15 Uhr den Anker neben der Mon Bijou fallen lassen und freute mich schon auf unser Ankerbierchen. Doch die Strömung floß immer noch mit 5 Knoten Geschwindigkeit, als ich das Dingi zu Wasser gelassen hatte, fragte ich mich ob der kleine Aussenborder es schaffen würde gegen diesen Strom anzukommen. Weil ich unbedingt mit den Eidgenossen unser verdientes Ankerbier trinken wollte, versuchte ich mein Glück. Doch als ich in das Dingi einsteigen wollte, zog die Strömung das Dingi von mir weg und ich viel mit voller Montur in das 10 Grad kalte Wasser, zum Glück hatte ich die Schot womit das Dingi an den Davits hoch gezogen wird in der Hand und konnte mich daran festhalten damit ich nicht abgetrieben wurde. Doch was jetzt? Mein freier Arm langte nicht bis zur Que Mas um mich dort heran zuziehen. Ins Dingi konnte ich mich auch nich reinziehen weil es sich auf den Kopf gedreht hatte und an den Davits hing. Mit all meiner Kraft versuchte ich mich auf das umgedrehte Dingi hochzuziehen, das klappte jedoch erst, als es mir gelang mein rechtes Bein auf das umgedrehte Dingi zu bekommen und so das Gewicht verlagern konnte, das die Armkraft ausreichte um mich auf das umgekippte Dingi zu ziehen. Bei dieser Aktion verlor ich leider auch meinen rechten Crocs. So, das wäre schon mal geschafft, aus dem kalten Wasser bin ich schon mal raus und mein Oberkörper war auch noch einigermaßen trocken geblieben. um auf die Que Mas zu kommen, musste ich mich jetzt nur noch irgendwie über die Davits rüber hangeln, so gerade reichte mein Arm zur Reling rüber und so konnte ich mich mit einem großen Schritt auf das Deck der Que Mas herüber hangeln. Puuuh, das war knapp und ich stand da wie ein begossener Pudel, schnell zog ich noch das umgedrehte Dingi aus der Strömung und teilte den Eidgenossen mit, dass unser Ankerbier wegen der starken Strömung, diesmal im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser fallen muss. Nach einer warmen Dusche trank ich das Ankerbier alleine auf der Que Mas und ging danach schlafen. Eigentlich sollten wir am nächsten Tag zur Prefectura kommen um uns anzumelden, doch wegen der Strömung war es schwierig mit dem Dingi rüber in das 3000 Seelen Örtchen Santa Cruz zu kommen. Da der Ort nicht sehr attraktiv war und sich die Windvorhersagen geändert hatten, entschieden wir zusammen am nächsten Tag wieder weiter zu segeln. Tommi teilte über Funk der Prefectura mit, dass wir wegen der Strömung schlecht zu Ihnen herüber kämen und morgen wieder fahren würden. Als Tommi sden Ölstand des Generators prüfen wollte entdeckte er zufällig, dass der Autopilot sich gelockert hatte und sogar schon eine Schraube abgeschert worden war, es wäre nicht auszudenken wenn während des nächsten Törns der Autopilot deshalb ausgefallen wäre. Während Tommi den Autopilot wieder befestige, kontrollierte ich noch auf der Que Mas die Ölstände der Motoren und Saildrives, bevor wir zusammen auf der Mon Bijou zu Abend aßen.

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2 Antworten zu Bye Bye Deseado & Schock in Santa Cruz

  1. Susanne sagt:

    Bitte, bitte, bitte schreib ein Buch 😂🤣😂🤣😂🤣😂

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