Um 6 Uhr morgens hievten wir unsere Anker vom Grund und starteten am 6.12.2021 in Richtung unseres nächsten angepeilten Ziel, der circa 270 sm entfernten Bahia Thetis. Laut Gezeitentafel fuhren wir um 6 Uhr genau zum Tidenwechsel von Ebbe auf Flut los und hofften so kaum Strömung bei der Ausfahrt aus Santa Cruz zu bekommen, doch das war ein großer Irrtum. Schon kurz nachdem wir los gefahren waren, lief die Strömung schon gegen uns, zwar nur schwach mit einem Knoten aber mit der Zeit wurde der Flutstrom immer stärker. Da ich mit der Que Mas eine halbe Seemeile vor der Mon Bijou fuhr, konnte ich den Schweizern immer mitteilen, was für eine Gegenströmung Sie zu erwarten hatten. Je näher wir der Mündung des Rio Santa Cruz kamen, desto stärker floss das Wasser gegen uns, im Zenrrum der Mündung ging meine Geschwindigkeit, ich hatte beide Motoren auf Vollgas immer mehr zurück. Zwei, Eins, Null Komma Fünf Knoten und plötzlich zeigte mein Geschwindigkeitsmesser Null Knoten an, ich stand auf der Stelle mein Speed entsprach jetzt genau der Strömungsgeschwindigkeit von 6,5 Knoten, da ich 17 Knoten wahren Wind hatte, versuchte ich in meiner Verzweiflung den Code Zero zu setzen, doch auch diese Aktion blieb ohne Erfolg, ich konnte machen was ich wollte die Que Mas blieb auf der Stelle stehen. Ich funkte zur Mon Bijou, dass ich gegen die Strömung nicht ankomme und lieber den Ebbstrom abwarten wollte, doch die Eidgenossen wollten es trotzdem probieren aus der Mündung ins offene Meer zu kommen. Schnell rollte ich meinen Code Zero ein und lies mich mit der Strömung zurück bis zur Mon Bijou fallen und hängte mich hinter Sie. Tommi, der als erfahrener Seebär wußte, dass die Strömung am Rand nicht so stark ist wie in der Mitte der Mündung, schlich sich langsam so nah wie möglich an der Küste entlang, so gelang es uns tatsächlich nach geschlagenen 5 Stunden aus der Mündung des Rio Santa Cruz in das offene Meer heraus zu fahren, na bitte, da hat der Käpt’n von der Que Mas wieder mal was dazu gelernt! Bei schwachem Wind setzten wir unser Segel und entfernten uns ganz allmählich von der Einfahrt von Santa Cruz. Plötzlich frischte der Wind auf über 20 Knoten auf und mit rasanter Fahrt passierten wir die Höhe des Rio Gallegos, der Wind und die Wellen nahmen immer mehr zu, um unseren Kurs zu halten, mussten wir mit unseren Booten hart am Wind gegen die Wellen ankämpfen, gegen Abendwinde der Wind immer stärker und erreichte in Böen bis zu 38 Knoten, mit diesen nicht gerade komfortablen Bedingungen schlug ich mir die Nacht um die Ohren. Weil der Katamaran wie verrückt auf die Wellen einschlug, musste ich auf 50 Grad am Wind abfallen und entfernte mich so immer weiter von der Mon Bijou, die bald über 8 Seemeilen entfernt war. In der Nacht näherten wir uns der Magellanstraße, im Laufe des Vormittags passierte mich ein Frachtschiff, dass knapp hinter mir durchging und 2 Stunden später noch ein Tanker, der nur eine halbe Seemeile vor mir meine Fahrroute kreuzte. Mit weiterhin Wind über 30 Knoten, der allerdings sich immer vorlicher drehte flog ich förmlich dem Kap San Diego entgegen das kurz hinter der Bahia Thetis war. Als ich die Bahia Thetis am Abend gegen 17 Uhr erreichte, gestaltete sich die Einfahrt bei über 3 Meter hohen Wellen abenteuerlich, diesmal wartete ich mit dem bergen des Groß bis ich hinter den Schutz vom Cabo San Vincente kam, wo sich die aufgewühlte See beruhigte. Als das geschafft war, suchte ich mir in der Bahia einen passenden Ankerplatz. Die Mon Bijou trudelte 2 Stunden später ein und ankerte mit respektvollem Abstand von der Que Mas. Auch hier konnten wir wegen den Bedingungen nicht zusammen ein Ankerbier trinken und prosteten uns nach diesem anstrengenden zweieinhalbtägigen Ritt über Funk mit einem Ankerbier zu. Nach einer unruhigen Nacht mit viel Schwell in der Bahia Thetis, machten wir uns um neun Uhr auf in Richtung der Isla de los Estados, dort wollten wir in eine im Internet viel beschriebene und hoch gelobte Bucht Puerto Hoppner. In der Karte waren auf unserem Track kleine Wellen eingezeichnet, die für uns ja wohl kein Problem geben sollten, ja denkste, dadurch das wir wieder 25 Knoten Wind hatten der am Kap San Diego gegen die auflaufende Flut wehte, bauten sich dort riesige Wellen auf und ehe wir uns versahen waren wir mittendrin in dem Hexenkessel, die Que Mas kämpfte sich mit beiden Motoren vorwärts und wurde wie in einer Waschmaschine hin und her geschleudert, drinnen flog alles was nicht niet- und nagelfest war durch die Gegend, es dauerte über eine Stunde bis sich das Meer einigermaßen beruhigte. Nachdem wir den Schleuderwaschgang hinter uns gelassen hatten, steuerten wir die Puerto Hoppner Bucht an, die in unmittelbarere Nähe des Kap San Antonio liegt. In verschiedenen Dokumentationen wurde empfohlen den kleinen Felsen bei Tidenwechsel zu passieren, damit man nicht von der Strömung auf den Felsen getrieben wird. wir wollten genau um 16:30 Uhr bei Tidenwechsel eintreffen und dann die Engstelle in die kleinere Bucht passieren, ziemlich punktgenau erreichte ich Puerto Hoppner, vorsichtig näherte ich mich der Engstelle wo es in die kleinere Bucht an einem Felsen vorbei geht. Kurz bevor ich an der Engstelle durchfahren wollte, musste ich feststellen, dass mein Katamaran dort garnicht durchpasst, schnell funkte ich die Mon Bijou an und teilte Ihr die traurige Nachricht mit, Tommi und Res waren sprachlos, wollten sich die Sache aber nochmal selber ansehen, als Sie in die Bucht kamen, hängte ich mich an Sie in der Hoffnung, dass Sie mich mit der Que Mas durch das Nadelöhr durchlotsen, doch kurz vor der Engstelle stoppten Sie die Mon Bijou auf und waren auch der Meinung das wir da nicht durchpassen. Jetzt war guter Rat teuer, wo sollte man auf die schnelle einen neuen Ankerplatz finden? Tommi schaute in seine Unterlagen und fan die Puerto Basis Hall, die etwa 15 Seemeilen entfernt war. Also war klar , wir mussten nochmal 3 Stunden bis dorthin segeln. Wir hatten noch etwa 8 Seemeilen zu segeln als der Wind auffrischte und die Eidgenossen mit ihrer Mon Bijou richtig abgingen, übermütig segelten Sie mit voll aufgeblasener Genua an mir vorbei, bis Sie ganz plötzlich in den Wind drehten und die Genua frei herum flatterte. Ich fuhr erstmal weite, doch die Mon Bijou blieb auf der Stelle stehen und machte keine Anstalten hinter mir her zu fahren. Vergeblich versuchte ich die Beiden anzufunken und weil ich nicht wußte ob eventuell der Autopilot schlapp gemacht hatte, machte ich eine Wende und kehrte um. Als ich näher kam, sah ich das Problem, Sie konnten die Genua nicht mehr einrollen, weil die Genua sich um das zweite Vortag gewickelt hatte. Durch geschicktes manövrieren versuchte Tommi die Genua frei zu bekommen, was nach einiger Zeit auch gelang. Durch dieses Missgeschick wurde es sehr knapp gegen den Ebbstrom den Ankerplatz in der Puerto Basis Hall vor der Dunkelheit zu erreichen. Wir schafften es so gerade vor der Dunkelheit. Das war ein Tag unter dem Motto „schlimmer geht’s nimmer”. Trotz der fortgeschrittenen Zeit von 22 Uhr, kochte der liebe Res uns noch ein leckeres Abendessen mit einem köstlichen Rotwein. Als ich mit dem Dingi zur Que Mas zurück fuhr, fiel mir beim Aussteigen der Schlüssel für den kleinen Außenborder ins Wasser, schnell sprintete ich zur Taschenlampe und suchte die Wasseroberfläche nach dem Schwimmer von dem Schlüssel ab, doch es schwammen nur eine Menge Kelbblätter auf der Wasseroberfläche rum, als ich schon fast aufgeben wollte sah ich den Schlüssel 3 Meter von der Que Mas entfernt, zum Glück hatte ich einen Ersatzschlüssel und konnte mit dem Dingi den Schlüssel aus dem Wasser fischen. Nach dem Tag und dieser Aktion wollte ich nur noch schlafen.
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