Durch Le-Maire & Beagle nach Ushuaia

Mit Iridium und Predictwind hatte ich gestern noch nach dem aktuellen Wettergeschehen geschaut und musste feststellen, dass in 2 Tagen sehr starker Wind von Süden kommt, der stramm in die Le-Maire-Straße hinein weht und wir dann keine Chance hätten dort hindurch zu kommen. Da es aber noch die nächsten 2 Tage relativ ruhig war, entschieden wir uns heute, am 10. Dezember die Isla de los Estados zu verlassen und uns mit dem Ebbstrom durch die Le-Maire-Straße ziehen zu lassen. Um 16 Uhr holten wir in der Basis Hall Bay die Anker hoch und motorten langsam aus der Bucht. Wir hatten jetzt 8 Stunden Zeit um die 30 sm bis zur Le-Maire-Straße zurück zu legen, wo gegen Mitternacht die Flut endete und wir mit dem ablaufenden Wasser durch die Le-Maire-Straße gezogen werden würden. Da praktisch Flaute war und wir zeitig los gefahren waren, konnten wir, um unsere Dieselvorräte zu schonen, gemütlich mit 3,5 Knoten an der Küste der Isla de los Estados vorbei bis zur Einfahrt der Le-Maire-Straße zwischen dem Kap San Diego und dem Kap San Antonio dieseln. Je näher wir der Einfahrt kamen, desto mehr mussten wir gegen die Strömung der Flut motoren, erst als der Tidenwechsel um 1 Uhr in der Nacht einsetzte, unterstützte uns so ganz allmählich der Ebbstrom und schob uns mit 5 bis 6 Knoten durch die Le-Maire-Straße, jetzt hatten wir etwa 6 Stunden Zeit um den größten Teil von den 34 sm durch die Straße von Le-Maire zu schaffen, bevor wir danach in den Beagle-Kanal einbogen. Am nächsten Morgen kam sogar mal ein wenig Wind auf und so konnten wir tatsächlich zwischendurch auch noch ein bisschen segeln. Wir hatten geplant bis nach Haberton zu fahren und ausgerechnet, dass wir die Bucht von Haberton, die 30 sm vor Ushuaia liegt, so gegen 21 Uhr erreichen werden. Zwischen der Hauptinsel Tierra del Fuego und der Insel Isla Nueva fuhren wir um die Mittagszeit in den Beagle-Kanal und ließen wenig später die Isla Picton an unserer Backbordseite liegen, da unsere Dieselvorräte immer mehr abnahmen und wir sparsam mit unserem übrig gebliebenem Treibstoff umgehen mussten motorten wir mit Windunterstützung langsam in Richtung der Bucht Haberton, kurz bevor wir kurz vor 21 Uhr in die Bucht einbogen, überholte uns mit 16,5 Knotenn ein dickes Kreuzfahrtschiff das von seiner Antarktisexpedition nach Ushuaia zurück fuhr. Kurz nach 21 Uhr ankerten wir vor Haberton und konnten uns noch im Hellen zusammen ein Ankerbierchen auf der Que Mas gönnen. Weil die Eidgenossen schon unterwegs zu Abend gegessen hatten, fuhr ich die Beiden nach dem gemeinsamen Ankerbierchen zur Mon Bijou, machte mir noch meine Spaghetti Pesto und legte mich danach zum schlafen in meine Koje.
Laut Wettervorhersage sollte im Laufe des nächsten Tages der Wind immer mehr an Stärke zunehmen und ab Mittags mit über 30 Knoten in Böen über 40 Knoten blasen. Deshalb hatten wir beschlossen schon um 7 Uhr in der Früh in Richtung Ushuaia aufzubrechen. Da wir beim ablegen von Haberton mit halben Wind von 15 Knoten los segeln konnten, hatten wir die Hoffnung so mit unserem restlichen Treibstoffvorräten auf jeden Fall Ushuaia erreichen zu können. Doch es kam anders, mit der Zeit wehte uns der Wind im Beagle-Kanal voll auf die Nase und wir mussten wieder gegen den Wind und die Wellen mit unseren Motoren ankämpfen, etwa nach einem Drittel der Strecke fragte mich Tommi über Funk, ob ich noch ein oder zwei Kanister Diesel für ihn hätte. Doch ich hatte meine beiden Reservekanister schon zur Sicherheit vor unserem Start von der Isla de los Estados in der Basis Hall Bay eingefüllt und konnte ihnen nicht helfen. Kurze Zeit später funkte mich Tommi wieder an und eröffnete mir, dass der Dieselvorrat von der Mon Bijou zu neige ginge und Sie sicherheitshalber nicht weiter nach Ushuaia motoren wollten und stattdessen zurück nach Puerto Williams fahren wollten. Da ich meiner Meinung nach noch genug Diesel hatte um bis nach Ushuaia zu kommen, entschieden wir, dass die Mon Bijou zur Sicherheit nach Puerto Williams in Chile segelt und ich versuche mit dem Kat Ushuaia zu erreichen. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch circa 20 Seemeilen von Ushuaia entfernt und kam mit 3,5 Knoten mit halber Motorleistung voran. Doch der Wind und die Wellen nahmen im Laufe der Zeit immer mehr zu und ich musste beide Motoren immer mehr aufdrehen, etwa 10 Seemeilen vor Ushuaia rauschte mir der Wind stetig mit 35 Knoten entgegen und die Höhe der Wellen nahm immer mehr zu, damit ich überhaupt noch gegen Wind und Welle ankommen konnte musste ich beide Motoren auf Vollgas laufen lassen und ich fragte mich wie lange der Sprit mit der Motorleistung noch reichen würde, es war mir Jedenfalls bewusst, dass die restliche Fahrt eine Zitterpartie werden würde. Der Wind und die Wellen waren jetzt so heftig, dass mein Autopilot es nicht mehr schaffte den Kurs auf Ushuaia vernünftig zu halten und ich selber steuern musste. Selbst mit Vollgas kam ich jetzt nur noch mit etwa einem Knoten Geschwindigkeit vorwärts, ich kam kaum noch meinem Ziel näher. Kurz dachte ich daran auch abzudrehen und der Mon Bijou in Richtung Puerto Williams zu folgen, doch so schnell ließ ich mich nicht unterkriegen und steuerte die Que Mas weiter in Richtung Ushuaia. Und tatsächlich legte der Wind für kurze Zeit eine kurze Ruhepause ein und wehte unter 30 kn, so konnte ich wenigstens einige Zeit mit 3 Knoten meinem Ziel näher kommen und schöpfte wieder Hoffnung. Als ich etwa 6 Seemeilen vor Ushuaia war, kam ich langsam in die schützende Bucht von Ushuaia und nach und nach nahmen die Wellenhöhe und die Windstärke immer mehr ab, so konnte ich wieder den Autopilot einschalten und mehr Tempo aufnehmen. Jetzt sah es so aus, als würde ich es tatsächlich bis Ushuaia schaffen. Mein Telefon hatte jetzt auch Netz und so konnte ich meine Freunde von der Esmeralda informieren, dass ich etwa in einer Stunde ankommen würde, damit Sie mir rechtzeitig beim anlegen in der Marina helfen konnten. Jetzt hoffte ich nur noch, dass der restliche Diesel für beide Motoren bis zum Ziel nicht ausgeht. Eine Stunde später, um 15:30 Uhr hatte ich den Steg der Marina AFASyN erreicht und konnte mit Hilfe von Katrin, Hans, Jakob und Roxy meinen Katamaran sicher an den Steg anlegen. Das wäre geschafft!!!!!!!! Die netten Helfer, die auf mich gewartet und beim anlegen geholfen hatten, lud ich direkt auf der Que Mas zu einem Anlegerbier ein, drückte Katrin und Hans ganz fest zur Begrüßung und stellte mich bei Roxy und Jakob, die mich noch nicht kannten, vor. Nach einer Stunde Seglerlatein verabschiedeten sich Roxy und Jakob und mit Katrin und Hans feierten wir zusammen beim Abendessen in einem Restaurant nach langen 5 Monaten unser Wiedersehen.

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8 Antworten zu Durch Le-Maire & Beagle nach Ushuaia

  1. Claudia Huge sagt:

    Ahoi lieber Tom,

    Du bist also mittlerweile in Chile unterwegs!!! Hört sich sehr spannend an ! Ich wünsch dir schöne Weihnachten wo auch immer

    • Tom Bauer sagt:

      Hallo Claudia,
      nein, das ist nicht ganz richtig, ich bin zwar am Ende der Welt angekommen, aber Ushuaia befindet sich auf der argentinischen Seite des Beagle-Kanals, weshalb ich im Moment in Argentinien bin!
      Schön, dass Du ab und zu bei meinem Weblog vorbei schaust, hoffentlich ist das lesen einigermaßen kurzweilig.
      Liebe Grüße an deine ganze Familie und genießt die Festtage.
      Tom

  2. Gerd Schürfeld sagt:

    Lieber Tom, herzliche weihnachtsgrüße an das Ende der Welt . Verfolge deine Reise mit großer Aufmerksamkeit. Finde das alles wahnsinnig spannend. Schade das Corona vieles einschränkt. Ich wünsche dir weiterhin immer eine handbreit Wasser unterm Kiel. Bleibe gesund und weiterhin eine gute Reise.
    Liebe Grüße
    Gerd

    • Tom Bauer sagt:

      Hallo lieber Gerd, Du jung gebliebener Hockeygott,
      freue mich von Dir zu hören, für Weihnachtsgrüße ist es ja jetzt leider zu spät, wenigstens kann ich Dir für das Jahr 2022 ein schönes und erfolgreiches Hockeyjahr wünschen. Apropos Corona, habe hier am Ende der Welt gerade meine erste AstraZeneca Booster bekommen, die Seite kommt Mitte Januar. Danke nochmal für dein Interesse an meiner Reise, mal sehen wann ich Dir beim nächsten mal im Hockey auf deinen Füssen stehen kann 😜?!
      Liebe Grüße aus Ushuaia
      Tom

  3. Christian Schlösser sagt:

    Hola Tom, feliz navidad y mucha suerte para tu viaje. He estado desde hace muchos anos en ushuia. Estoy un aficionado grande del Tiera del fuego. Muchos saludos tambien de mi padres. Helga celebra manana su cumpleano(93).Nos deseamos lo mejor del mundo. Tu amigo, 3xruff
    🐗🌎🙋‍♂️😄

    • Tom Bauer sagt:

      Hola Schlöffel,
      Me alegra mucho que un antiguo trotamundos siga mi blog. Aquí abajo, en Tierra del Fuego, la naturaleza es impresionante, pero el clima y el viento son muy fuertes. Ayer mismo hicimos una excursión por el Parque Nacional de Tierra del Fuego hasta la frontera con Chile, quizá tú también estuviste allí. Saluda a Helga y Hermann de mi parte.
      Abrazos y Ruff Ruff Ruff
      Tom

  4. Alo sagt:

    Hallo Tom, wünsche Dir frohe Weihnachten, lass es dir gut gehen, bleib gesund und munter ! Du hast in letzter Zeit eine gute Strecke Richtung Kap Horn gemacht. Alle Achtung ! Ich wünsche Dir weiterhin eine gute Zeit und eine angenehme Weiterfahrt Richtung Chile. Viele Grüße vom Niederrhein ! Alo 👋🏻🍷👍

    • Tom Bauer sagt:

      Hi Alo,
      wünsche Dir auch fröhliche Weihnachten gehabt zu haben und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
      Hoffentlich kommen die Gladbacher im neuen Jahr wieder besser in Schwung und klettern in der Liga wieder an die Tabellenspitze. Danke für die gute Weiterfahrt, wahrscheinlich geht es erst Anfang Februar weiter.
      Lieben Gruß
      Tom

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