Caleta Hornos, Geburtstag im Nirgendwo

Nach unserer Ankunft in der Caleta Hornos, wachte ich am nächsten Morgen, es war der 21. November auf und konnte erahnen was uns in dem nächsten halben Jahr in Patagonien erwartet. Es war einfach nur Natur pur die ich hier erleben durfte. Da der Katamaran nach dem Törn von Puerto Madrid nach hier völlig verdreckt angekommen war, iverbrachte den ich den ganzen Vormittag damit, das komplette Deck mit dem Hochdruckreiniger zu säubern. Desweiteren musste für eine Ladung Wäsche die Waschmaschine angestellt werden. Kurz nach 11 Uhr besuchte ich die Mon Bijou Crew und machte mit Ihr aus, mit einer Wanderung heute Nachmittag die Umgebung ein bisschen zu erkunden. In dieser kargen Gegend ohne die Zivilisation hatte die Tierwelt die Natur noch für sich, wir sahen eine wilde Herde Alpakas und machten schöne Naturaufnahmen. Tommi fotografierte uns mit Selbstauslöser in fast unberührter Natur. Nach circa 2 Stunden waren wir wieder bei unseren Booten. Inzwischen hatte der Wind ganz schön zugenommen, als ich nach der Reinigungsaktion vom Vormittag die Sitzkissen im Cockpit montieren wollte, fiel mir auf das der Katamaran sich immer mehr der Mon Bijou näherte, jetzt realisierte ich, dass der Anker durch den aufkommenden Wind nicht mehr hielt und die Que Mas durch die Caleta trieb. Schnell startete ich beide Motoren und versuchte so gut es ging mit Anker und den beiden befestigten Landleinen den Kat auf der Stelle zu halten, doch selbst mit Motorunterstützung konnte ich nicht verhindern, dass der Kat immer näher auf die Mon Bijou zutrieb, in meiner Not schrie ich so laut ich konnte nach Res und Tommi, die mich Gott sei Dank hörten und auf ihr Deck gestürmt kamen. Ich versuchte Ihnen verständlich zu machen, dass die Landleinen gelöst werden müssten, damit ich wieder navigieren und den Kat neu ankern könnte. Res ruderte, mit dem Dingi der Mon Bijou, zur ersten Landleine und löste Sie, jetzt konnte ich mich wenigsten mit meinem Steuerbordmotor einigermaßen von der Mon Bijou fern halten aber so richtig manövrierfähig war ich immer noch nicht. Nach dem lösen der ersten Landleine kam Res zu mir herüber gerudert und löste die zweite Leine an der Backbordseite, doch anstatt die Leine einfach komplett ins Wasser zu schmeißen, ließen wir Sie lose auf dem Wasser treiben und dann passierte es, die Leine verfing sich im Propeller des Backbordmotors und blockierte Ihn, jetzt hatte ich nur noch den Steuerbordmotor um den Kat von der Mon Bijou fern zu halten. Dadurch das die Que Mas an der Backbordseite durch die um den Propeller gewickelte Landleine fixiert war, gelang es mir nur mit dem Steuerbordmotor den Kat einigermaßen stabil auf der Stelle zu halten, doch die um den Propeller gewickelte Leine musste jetzt schnell gelöst werden. Res fackelte nicht lange und zog sich meinen Neoprenanzug und die Taucherbrille an und sprang in das 15 Grad kalte Wasser, ruckzuck hatte er die Leine vom Propeller gelöst und kletterte wieder auf die Que Mas. Jetzt konnte ich mit den beiden Motoren dem Anker entgegenfahren und ihn einholen, mit hochgezogenem Anker fuhr ich nah an die Felsen, damit ich dort den Anker fallen lassen und mindestens 40 Meter Kette auslassen konnte, nach fast einer Stunde Adrinalin pur, lag der Kat jetzt wieder fest vor Anker. Wir befestigten wieder richtig die Landleinen, damit die Que Mas wieder vollkommen sicher lag. Durch diese unvorhersehbare Aktion verschob sich unser Abendessen auf der Que Mas um anderthalb Stunden. Beim Abendessen kam uns der Gedanke, was passiert wäre, wenn der Anker von der Que Mas sich gelöst hätte als wir auf unserer Erkundungstour waren, ehrlich gesagt möchte ich darüber nicht wirklich nachdenken! Nachdem ich Tommi und Res zurück zur Mon Bijou gebracht hatte, legte ich mich mal wieder um eine Erfahrung reicher in meine Koje. Wenn man jetzt denkt schlimmer geht nimmer, dann täuscht man sich gewaltig! Wie häufig wurde ich wieder früh wach, diesmal um 4:40 Uhr, verschlafen ging ich von meiner Kabine nach oben und dann, was war das? Die Que Mas stand trotz der Landleinen in der entgegengesetzten Richtung und hing nur 3 Meter entfernt vor einer Felswand. Ich schmiss direkt die Motoren an, um den Kat im Notfall von der Felswand frei zu halten. Die Mon Bijou stand auch in der gleichen Richtung wie mein Katamaran, wie konnte das passieren? In der Nacht hatte der Wind anscheinend so zugenommen, dass die beiden Leinen am Felsen wo wir unsere Landleinen dran befestigt hatten, dem Druck nicht mehr standhalten konnten und gerissen sind. Wir hatten Glück, dass wenigstens die Anker uns noch halten konnten. Mit meiner Que Mas hatte ich besonderes Glück, wäre die Ankerkette nur 5 Meter länger heraus gelassen worden, hätte der Kat in der Nacht die Felswand geküsst. Mittlerweile war es kurz vor fünf Uhr, ich überlegte nicht lange, fuhr mit dem Dingi rüber zur Mon Bijou und weckte die beiden Eidgenossen. Schnell fuhr ich wieder zurück um im Notfall auf dem Kat direkt reagieren zu können. Die jetzt frei schwimmenden Landleinen zog ich komplett ein, damit Sie nicht wieder in die Propeller der Saildrives geraten. Kurz nachdem ich Res und Tommi geweckt hatte, kam Res zu mir herüber gerudert um den Kat erneut mit mir zusammen weiter weg von der Felswand zu ankern. Nachdem die Que Mas wieder mit ausreichendem Abstand zu den Felsen sicher vor Anker lag, machte ich Res erstmal einen Kaffee und teilte Tommi über Funk mit das alles in Ordnung sei. Während Res mit mir überlegte, wie wir am Besten die beiden Schiffe mit den Landleinen neu sichern, meldete sich plötzlich Tommi über Funk und erklärte uns, dass 2 Männer von der Prefectura oben in den Felsen standen und mit Ihm auf Kanal 12 sprechen wollten. Wir stellten den Funk auf Kanal 12 um, damit wir das Gespräch mithören konnten. Nach dem Gespräch mit Tommi, meldete sich die Prefectura auch noch über Funk bei der Que Mas, da Res besser spanisch sprach, übernahm er die Konversation mit der Prefectura. Sie fragten, woher wir kämen, was unser nächstes Ziel ist und wann unser Abfahrtstermin sei, nachdem Res Ihnen alles erklärt hatte, verabschiedete die Prefectura sich und wünschte uns noch eine gute Fahrt. Nach dem Funkgespräch mit der Prefectura konnten wir uns weiter Gedanken über die richtige Sicherung unserer Schiffe machen, da die um die Felsen gelegten Leinen sich aufgescheuert hatten, wäre es besser Sie durch Ketten zu ersetzten. In Puerto Madryn hatten wir uns zum Glück jeder 5 Meter Kette als Kettenvorläufer besorgt, dies Ketten konnten wir jetzt gut gebrauchen. Da der Wind immer noch heftig wehte, warteten wir bis zum Nachmittag. Mit Res verlegte ich die 5 Meter langen Ketten um die passenden Felsvorsprünge und befestigten die erste Landleine von der Mon Bijou. Es war alles andere als einfach auf den rutschigen Felsen herum zu klettern um die Landleinen dort zu verlegen. Der Kat musste jetzt noch zum wiederholten Male umgeankert werden, weil ansonsten die Länge meiner Landleinen nicht gereicht hätte um Sie an den Ketten der von uns ausgesuchten Felsvorsprüngen zu befestigen. Nachdem wir alle Landleinen verlegt und befestigt hatten, gab es erstmal ein Bierchen auf der Que Mas. Während wir so unser Bierchen tranken, schaute sich Tommi die Angriffspunkte der Landleinen noch einmal genau an. Bei Nordost- oder Nordwind würde die Que Mas auf die Mon Bijou getrieben werden, weshalb wir noch eine zusätzliche Landleine bei der Que Mas ans Heck legten. Die Lagoon 400 war mit 3 Landleinen und einem 33 kg Anker mit 55 Meter gesteckten Ankerkette gesichert, das müsste doch jetzt ganz sicher halten!?! Bis zum Abend hatte es gedauert unsere Schiffe sicher zu vertauen. Um 19 Uhr gab es diesmal das Abendessen auf der Mon Bijou. Curryhuhn mit Früchten auf Reis stand auf dem Speiseplan und wie so oft gab es einen Rotwein dazu. Lieber Res du bist der beste Smutje den ich kenne, es hatte wieder super lecker geschmeckt. Müde vom Tag legte ich mich mit einem mulmigen Gefühl ins Bett, würde die Leinen in dieser Nacht dem Wind standhalten können? Obwohl wir jetzt alle Maßnahmen getroffen hatten, damit uns nicht wieder das gleiche Malheur wie letzte Nacht passierte, hatte ich unruhig geschlafen. Gegen 3 Uhr in der Nacht nahm der Wind richtig zu und drückte von der Seite so gegen die Que Mas, dass eine Landleine wie eine Gitarrenseite gespannt war. Gegen Morgen beruhigte es sich wieder und es hatte alles gehalten. Das war doch schon mal ein schönes Geschenk zu meinem heutigen Geburtstag. Optimistisch wie ich bin, stellte ich das Satellitentelefon auf Empfang, falls eventuell einer gratulieren wollte. Kurze Zeit später kamen schon die ersten Glückwünsche per sms von meiner Nichte Bella auf meinem Satellitentelefon an. Später rief mich auch noch mein Bruder Fränki mit Peter, einem ehemaligen Mannschaftskollegen vom Hockey, über das Satellitentelefon an, um mir zu meinem Geburtstag zu gratulieren. Die nächsten Gratulanten waren Res und Tommi, Sie machten den Vorschlag zu meinem Geburtstag eine Erkundungstour auf der von uns noch nicht erkundeten Seite der Caleta Hornos zu machen. Gesagt, getan, um 13:30 Uhr setzten wir uns gestiefelt und gespornt ins Dingi und suchten in der Caleta nach einem geeignetem Anlegeplatz um an Land zu gehen. Nachdem wir das Dingi so weit auf den Felsen gezogen hatten, dass es von der Flut nicht weg gespült werden konnte, wanderten wir über die karge Felsenlandschaft, bis wir zu der Stelle kamen wo Tommi und Res vom Boot aus mit dem Fernglas im Felsen der Caleta ein großes Nest entdeckt hatten. Als wir nahe genug waren, konnten wir zwei junge Geierküken in dem Nest erkennen, die Mutter von den Küken kreiste über uns und beobachtete unsere neugierigen Blicke ganz genau. Erst als wir wir uns wieder entfernten beruhigte die Geiermutter sich. Von dem Geiernest ging es nun zurück zum Dingi mit dem wir wieder zu unseren Booten fuhren. Weil heute mein Geburtstag war, durfte ich mir bei unserem Smutje Res ein Abendessen wünschen. Da gab es natürlich Spaghetti mit einer selbst kreierten Soße von Res und vorher stießen wir mit einem Caipirinha Lemon auf meinen Geburtstag an. Lange blieben wir nach dem Essen nicht mehr auf, wir wollten ja schließlich am nächsten Morgen um 6 Uhr zu unserem nächsten Törn in Richtung Puerto Deseado starten.

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