Einen Tag nach unserem Ausflug nach Curitiba und der Fahrt mit dem „Serra Verde Express” lichtete ich um 3 Uhr in der Nacht den Anker und wartete so lange im Canal Cotinga bis die Mon Bijou, nachdem Sie von dem Yachtclub Paranagua abgelegt hatte, mich erreichte. Zusammen ließen wir uns mit der Strömung durch den Canal de Carthenga aus der Fahrrinne von Paranagua auf das offene Meer mit 7,5 bis 8 Knoten hinaus spülen. Da kein laues Lüftchen wehte, mussten wir erstmal in ein bißchen Diesel investieren, bevor 2 Stunden später der Wind auffrischte und die Segel gesetzt werden konnten. Da wir ziemlich raumen Wind hatten, etwa aus 140 bis 150 Grad ließ ich mein Groß im Lazy Bag, rollte nur meinen neuen Code Zero aus und Huih, ab ging die Post mit 6,5 Knoten. Weil der Code Zero nicht vom Großsegel abgedeckt wurde, stand das neue Segel echt super. Zügig fuhren wir in Richtung Rio San Francisco an dessen Ende die Stadt Joinville liegt. Da wir so früh los gefahren waren, erreichten wir schon um 12 Uhr mittags die Einfahrt und konnten uns mit dem auflaufendem Hochwasser den breiten Rio hinunter treiben lassen. Zwei Stunden später erreichten wir den Yachtclub in Joinville, wo wir schon vorher reserviert hatten, und von unseren Freunden Danny und Edson, die wir vor einem Jahr in Barra Saõ Miguel kennen gelernt hatten, in Empfang genommen wurden. Beim einfahren in die Box wäre ich fast durch die Strömung und den Wind auf einen Fingersteg getrieben worden, mit beherztem Gas geben konnte ich so gerade noch die Kollision mit dem Fingersteg vermeiden und legte ohne Schaden am Steg an. Jetzt wurde unsere Ankunft im Yachtclub Joinville erstmal richtig gefeiert. Es ging so hoch her, dass Danny und Tommy nicht mehr wussten wie Sie den Abend verbracht hatten.
Am nächsten Tag holte uns Edson um 9:30 Uhr vom Yachtclub ab um mit uns in die Stadt zu fahren, schon am ersten Tag gab es das volle Programm. Als erstes fuhren wir am Vormittag mit dem Taxi, private Autos dürfen dort nicht verkehren, auf den höchsten Aussichtspunkt von Joinville, vom „Mirante da Morro da Boa Vista” hätte man die beste Aussicht über die Stadt gehabt, doch wegen der Pandemie war der Aussichtsturm geschlossen. Leider war die Aussicht ohne den Aussichtsturm von Pflanzen und Bäumen versperrt. Ein wenig enttäuscht fuhren wir mit dem Taxi wieder den Hügel hinunter und wollten wenigstens in den Zoo Botanico, doch auch Dieser war geschlossen, Sch… Pandemie! Mit Edson ging es weiter in den Golfclub von Joinville, wir aßen in dem dortigen Restaurant zu Mittag. Nach dem Mittagessen zeigte uns Edson seine Firma, in der er die Nummernschilder für Kraftfahrzeuge prägte. In die Schilderfirma von Edson kam am Nachmittag auch Heidi, Sie arbeitet am Flughafen bis 14 Uhr an der Touristeninformatin und ist extra gekommen um uns einige Sehenswürdigkeiten von Joinville näher zu bringen. In der Nähe von Edson’s Firma befindet sich der schweizer Platz, der an die ersten schweizer Immigranten erinnern soll, die damals am 9. März 1851 Joinville besiedelt hatten. In direkter Nähe vom schweizer Platz befand sich das am 3. September 1976 eröffnete Kunstmuseum von Joinville. Heidi erklärte uns, dass das antike Gebäude in dem sich das Kunstmuseum befindet, von dem damaligen deutschen Konsul, er war einer der wichtigsten politischen Persönlichkeiten von Joinville, dem deutschen Immigranten Ottokar Doerffel im Jahr 1864 entworfen und erbaut wurde. Leider war das Museum auch wegen der Pandemie geschlossen und wurde gerade renoviert, so durften wir nur von außen uns alles ansehen. Nach soviel Kulturellem hatte uns Edson für Abends noch die Besichtigung des Flughafentowers von Joinville versprochen, wo ein Freund von Ihm arbeitete. Die Fluglotsin Nazare beantwortete mir geduldig alle meine Fragen zu den technischen Gerätschaften, es war schon interessant zu sehen wie das so alles funktioniert. Nach über einer Stunde, es war schon Dunkel geworden, fuhr Edson mit uns zu seiner Stammtischtruppe, wo es in einem netten Lokal Spießbraten mit Püree und Krautsalat zu Essen und natürlich reichlich Bier zu trinken gab. Der Stammtisch bestand aus einer Männerrunde, die sich traditionell jeden Montag zum gemeinsamen kommunizieren und musizieren traf. Es war für uns ein gelungener Abschluss des ersten Tages in Joinville.
Am darauf folgenden Tag stand Edson schon wieder um 10 Uhr bei uns am Yachthafen auf der Matte um uns für das nächste Tagesprogramm abzuholen. Zuerst ging es zu dem wunderschön angelegtem „Parque dos Hemerocallis”, dort wartete schon Heidi mit ihrem Mann Renato auf uns. Dario Bergemann und seine Frau hatten die Idee einen solchen Park anzulegen, das ganze Unternehmen fing im Jahr 2002 mit dem Tag der offenen Tür in ihrem Gartencenter an. Dario, der Besitzer des Parks, erklärte uns, dass er durch einen Besuch auf der Insel Meinau am Bodensee auf die Idee kam einen solchen öffentlichen Park in Joinville anzulegen. Nach einem beeindruckenden Rundgang mit den Erläuterungen des Besitzers Dario durch den gesamten Park gingen wir zum Mittagessen in das Restaurant Gloria, was eigentlich eher wie eine große Universitätsmensa wirkte. Man bekam am Eingang eine Karte mit der das Essen, welches man sich selber am Büffet aussuchen konnte, nach Gewicht elektronisch abgerechnet wurde. In einem riesigem Saal mit 500 Plätzen konnte man dann sein Essen zu sich nehmen. Weiter ging es zu einem historischen alten Immigrantenfriedhof, wo hauptsächlich deutschstämmige Immigranten zwischen dem 18ten und 19ten Jahrhundert begraben worden sind. Heidi erklärte uns zu einigen Gräbern die Geschichten der Toten und was Sie in Joinville gemacht hatten. Die alten verrotteten mit Moos überwachsenen Gräber ließen wir mit einem dämonischen Eindruck zurück. Nach der Friedhofbesichtigung fuhren wir zusammen mit Heidi, Renato und Edson in ein Fischrestaurant am Rio Cochoeira, die Besitzer Monika und Mauro waren gute Freunde von Edson, wir wurden dort mit einer köstliche Fischsuppe, Austern, Gambas, und überbackenem Fisch verwöhnt, lecker 😋! Zum Abschluss servierte uns Mauro noch Rollmöpse aus dem Glas, dazu gab es selbstverständlich ein Gläschen Cazacha. Nach diesem wieder einmal ereignisreichen Tag schliefen wir, im Yachtclub angekommen, in unseren Kojen zügig ein.
Wir hatten mit Edson ausgemacht am nächsten Tag im Sam’s Club, der Laden ist ähnlich wie bei uns die Metro, zusammen einzukaufen. Der Sam’s Club ist für die meisten Brasilianer viel zu teuer, doch für uns gibt es gibt es dort viele Sachen, die wir auch in Europa bekommen, zum Beispiel Marmelade von Schwartau oder Schokolade aus Frankreich und Butterplätzchen aus Deutschland. Jedenfalls deckten wir uns wieder gut mit Lebensmitteln für unsere Weiterfahrt ein. Zurück in der Marina räumten wir alles in die Stauräume unserer Schiffe ein und fuhren danach weiter mit Edson zu der Hazienda von Serginho, den wir Montags beim Stammtisch kennengelernt hatten, er hatte uns an dem Abend spontan zu einem Barbecue auf seiner Hazienda eingeladen. Dort angekommen traute ich meinen Augen nicht, alles war im Westernstil eingerichtet, er hatte eine richtige kleine Westernstadt auf seiner Hazienda aufgebaut. Serginho hatte Teiche mit Fischen ein riesiges Restaurant mit Swimmingpool und sogar einen Dschungelpfad durch einen tropischen Wald angelegt. Dieser Mann lebte und verwirklichte seinen Traum! Wir machten zusammen im Westernsaloon hinter der Bar ein schönes Foto mit Cowboyhüten. Den ganzen Nachmittag und Abend wurde Fleisch von Sid gegrillt und dazu reichlich Bier getrunken, Caipirinha gab es selbstverfreilich auch. Sid, den wir schon von Barra Saõ Miguel kannten, lud uns für den nächsten Tag bei sich zum Mettessen ein. Gegen 20 Uhr bedankten wir uns nochmal bei Serginho und seiner Frau Stella für die freundliche Einladung und verabschiedeten uns. Um 21:30 Uhr waren wir wieder im Yachtclub von Joinville.
Da wir am Freitag weiter nach Itajai segeln wollten, mussten wir am Donnerstag noch einige Vorbereitungen für unsere Fahrt machen. Zuerst wollten wir im Sekretariat des Yachtclubs unsere Liegeplätze bezahlen, doch wir wurden angenehm überrascht weil der Yachtclub Joinville kein Geld von uns haben wollte, weil wir mit unseren Segelbooten gute Werbung für den Yachtclub gemacht hätten 👍🏼. Wenn das mal öfters so geklappt hätte! Danach sollte die Mon Bijou und die Que Mas betankt werden, doch wir mussten über drei Stunden warten, weil ein Wartungsteam die Dieselanlage inspizierte. Als die Mon Bijou und auch die Que Mas endlich ihre Dieseltanks gefüllt hatten, machten wir Nachmittags mit Edson noch einige Besorgungen in Joinville, danach zeigte er uns noch die Palmenstrasse der Stadt, diese Strasse ist wie eine Allee gestaltet und mit 52 über hundert Jahren alten Palmen gesäumt, es ist das bekannteste Postkartenmotiv der Stadt. Ganz in der Nähe von der „Rua des Palmeras” befand sich auch die „Kathedrale St. Franziskus Xavier”, diese modern gestaltete katholische Kirche wurde in den 60er Jahren erbaut und ihre beiden großen Kuppeln sollen die schützenden Hände Gottes darstellen. Nachdem uns Edson diese beiden Sehenswürdigkeiten der Stadt gezeigt hatte, fuhren wir nach Sid zum Abendessen, dort waren nochmal alle gekommen, die uns in den vier Tagen in Joinville so schön begleitet und geholfen hatten. Heidi mit ihrem Renato, Edson und Danny, natürlich der Gastgeber Sid und sogar Serginho war der lange Weg von seiner Hazienda nicht zu weit um sich von uns zu verabschieden. Da wir am nächsten Morgen schon um 6 Uhr mit unseren Schiffen nach Itajai los mussten, blieben wir nicht so lange. Selbst als uns Heidi zurück zum Yachtclub chauffierte, hielt Sie zwischendurch noch hier und da an, um uns weitere Sehenswürdigkeiten der Stadt Joinville zu zeigen, Sie ist eben durch und durch eine perfekte Touristenführerin. Vielen Dank liebe Heidi, Renato, Edson, Danny, Sid und Serginho, dass Ihr uns so freundschaftlich aufgenommen und die Stadt Joinville näher gebracht habt!!
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