1.5. So. Zum Glück hatte sich der Wind an diesem Morgen wieder beruhigt und wir konnten um 9 Uhr relativ entspannt abfahren. Diesmal folgte ich der Mon Bijou, die mich sicher aus der Bucht heraus geleitete. Als wir die Bucht verlassen hatten, wehte ein leichter Wind und wir versuchten mit unseren Genuas auf Halbwindkurs zu segeln, doch ohne Unterstützung der Motoren war das nicht möglich, weshalb wir nach kurzer Zeit es wieder aufgaben und unsere Segel einrollten. Vor der Insel Tamar, die wir umrunden mussten, schwappten durch den gestrigen Wind aufgewühlte Wellen vom Pazifik herein und wir wurden ein wenig durchgeschüttelt. Doch nach kurzer Zeit kamen wir wieder in ruhigeres Fahrwasser. Kurz vor der Einfahrt in den Kanal Smyth teilte mir Tommi mit das aus dem Auspuff meines Steuerbordmotors weißer Rauch austritt. Schnell stellte ich den Motor ab und fuhr nur noch mit dem Backbordmotor weiter. In der Einfahrt zum Kanal Smyth passierten wir den Leuchtturm „Isoletes Fairway”, jetzt hatten wir noch drei Seemeilen bis zu unseren nächsten Bucht „Caleta Teokita”. Zur der Caleta führte ein enger Felsenkanal der schwer mit einem breiten Katamaran zu passieren war. Mit Tommi machte ich über Funk aus, dass ich vor dem Zutrittskanal zur Caleta warte bis die Beiden mit dem ankern und das legen der Landleinen fertig waren. Um 13:45 Uhr funkte mich Tommi an und sagte mir das ich kommen könnte, ich fragte ihn noch wie ich am besten die Felsen im inneren der Bucht passieren sollte, ich sollte den Felsen an meiner Steuerbordseite liegen lassen. Langsam fuhr ich mit nur einem Motor auf die enge Einfahrt zu, den anderen Motor lies ich zur Sicherheit, obwohl dieser ein Kühlproblem hatte, im Leerlauf mitlaufen. Mit 2 kn Fahrt tastete ich mich in den engen Felsenkanal, wo ich teilweise rechts und links nich mehr als 2 Meter Platz hatte. Jetzt musste ich noch an dem Felsen im Innern der Caleta vorbei, vorsichtig fuhr ich mittig zwischen dem Felsen auf der Steuerbordseite und der backbordseitigen Felswand, ich war fast durch, da wurde der Kat mit einem krachenden Ruck nach Backbord versetzt, ach Du Sch… ich hatte mit dem Steuerbordkiel von der Que Mas einen Felsen gestreift. Da kann ich nur hoffen, das der Kiel nur einen Kratzer abbekommen hat und nicht undicht ist!! Res wartete am Ende der Caleta schon mit dem Dingi auf mich und zeigte mir wo ich den Anker fallen lassen sollte. Ich warf den Anker und lies die Ankerkette in Rückwartsfahrt ausrauschen. Res befestige die beiden Landleinen an Bäumen und sicherte mich so nach hinten ab. Als der Kat sicher lag, war natürlich meine erste Handlung in der Steuerbordbilge zu sehen ob irgendwo Wasser eindringt, Gott sei Dank war alles dicht, es schien nochmal gut gegangen zu sein. Was am Kiel beschädigt ist, kann ich erst schauen, wenn der Katamaran bei der nächsten Gelegenheit aus dem Wasser gekrant wird. Nach dem ersten Schreck gab es das Ankerbier auf der Que Mas, da noch schönes Wetter war, machte ich noch eindrucksvolle Fotos mit meiner Drohne von der Bucht und der Umgebung.
2.5. Mo. 1.Tag in Caleta Teokita
In der letzten Nacht bekamen wir eine erste Geschmacksprobe von dem herannahenden Sturmtief, teilweise fegte der Wind mit 35 Knoten durch die Caleta. Damit ich mich mit der Mon Bijou-Besatzung verständigen konnte, schalteten wir am Morgen unsere Handfunken ein. Um 10 Uhr, früher stehen die Eidgenossen nicht auf, meldete sich Tommi über Funk. Als wir unser Morgengespräch beendet hatten, schaute ich zufällig in die Einfahrt der Bucht und tatsächlich ragte der Felsen, den ich gestern wegen der Flut nicht sehen konnte und gestreift hatte, mit der Spitze aus dem Wasser. Mit meinem Dingi fuhr ich dort mal hin um die Engstelle schon mal für die spätere Ausfahrt zu inspizieren, das wird nicht einfach! Als ich zurück auf meiner Que Mas war, rief Tommi zu mir rüber, dass ich die Beiden abholen sollte, um unser 11 Uhr Bierchen zu trinken. Nach einer 2 stündigen Spielerunde verabredeten wir uns zu einem gemeinsamen Abendessen bei mir. In der Zwischenzeit schaute ich mal nach dem Kühlungsproblem des Steuerbordmotors, der Fehler war schnell gefunden, es war der alte ausgeleierte Keilriemen, der inzwischen so locker war, dass er das Antriebsrad der Wasserpumpe nur noch sporadisch antrieb. Nach dem Einbau eines neuen frischen Keilriemens war die Sache geritzt und der Motor verhielt sich wieder cool. Ich hatte gerade das Werkzeug weggeräumt, da musste ich die Schweizer zum Abendessen rüber holen. Res kochte mit mir Curryhuhn auf Reis, da unsere Weinvorräte ausgingen, griffen wir auf dem billigen Wein, den wir eigentlich zum tauschen mit den Fischern gekauft hatten, zurück. Dieser Wein war nicht zum aus der Hose springen, aber ihr kennt ja den Spruch „Im Notfall frisst der Teufel Fliegen”. Zum Abschluss des Tages sahen wir uns noch eine Komödie mit Bridget Jones an.
3.5. Di. 2.Tag in Caleta Teokita
Diesmal wurde ich in der Nacht um 4 Uhr von starken Windböen geweckt, um zu sehen wie lange der Wind anhält, holte ich mir über PredictWind eine aktuelle Windvorhersage, das sah nicht gut aus, bis einschließlich Sonntag den 8. Mai bleibt das Sturmtief in unserer Region und wir können nicht weiter. Gestern ist mir nach langer Zeit mit der Brotbackmaschine ein Graubrot gelungen. Da heute Res und Tommi bei mir zu Kaffee und Kuchen vorbei kommen, backte ich Ihnen ebenfalls ein leckeres Brot. Bei starkem Wind holte ich um 14:30 Uhr Res und Tommi von der Mon Bijou ab, nach Tee und Kuchen zeigte ich Ihnen die neuesten Winddaten und wir machten unsere Gesellschaftsspiele. Als ich Sie auf ihre Hallig 43 zurück brachte, musste der Motor des Dingis ganz schön gegen den starken Wind ankämpfen. Zum Abendessen bastelte ich mir mit getoastetem Brot und Gehacktem einen Hamburger, dazu spendierte ich mir ein Bier von dem ich schnell müde wurde und einschlief.
4.5. Mi. 3.Tag in Caleta Teokita
Um Mitternacht wurde ich mal wieder von den starken Windböen geweckt, lange Zeit konnte ich nicht wieder einschlafen, doch weil der Wind nachließ gelang es mir dann doch noch gegen 6 Uhr am Morgen einzuschlafen. Um 9 Uhr am Morgen wurde ich wach, bei meinem Toilettengang verstopfte schon wieder die blöde elektrische Toilette. Jetzt musste ich schon direkt am Morgen in der Sch… wühlen, na Prost Mahlzeit. Mich nervte schon die ganze Zeit eine Katsche in der Umrandung vom Spülbecken, da ich durch die Warterei auf besseres Wetter genug Zeit hatte, knöpfte ich mir die Stelle vor und besserte Sie mit Gelcoat aus. Mit dem Steuerbordkiel hatte ich ja bei der Einfahrt in diese Caleta einen Felsen gestreift, weshalb ich jeden Tag die Bilgenpumpe anschmiss, um zu sehen ob Wasser abgepumpt wird, tatsächlich pumpte die Bilgenpumpe Wasser heraus, nicht viel, aber der Sache muss ich auf den Grund gehen. Eventuell habe ich mir doch den Kiel so schwer beschädigt, dass Wasser durch den Boden eindringt. Tommi und Res brachten mir ihren Wassersauger mit, damit ich die besagte Bilge komplett trocken legen konnte, um zu sehen ob von irgendwo Wasser eindringt. Das mache ich aber Morgen. Jetzt wollte ich erstmal meine Landleinen besser organisieren, der Wind drückte in der Caleta die ganze Zeit auf meine Backbordseite wo ich nur eine Landleine gespannt hatte um mehr Sicherheit zu haben legte ich zusammen mit Tommi die unbelastete Landleine der Steuerbordseite auf die Mittelklampe der Backbordseite, dadurch hatte die jetzt der Wind zugewandten Bordwandseite eine doppelte Leinensicherung, das lässt mich hoffentlich Nachts besser schlafen! Nach einem Rummikubspiel brachte ich die Eidgenossen wieder zurück auf ihre Mon Bijou und nachdem ich mir eine Kleinigkeit zu Essen gemacht hatte, fiel ich todmüde in meine Koje.
5.5. Do. 4.Tag in Caleta Teokita
Gestern hatte mir die Armada de Chile aus Puerto Williams geschrieben, dass wir ab jetzt unsere Standortmeldungen zu einer anderen E.Mailadresse schicken müssen. Ich nehme mal an, dass in diesem Bereich der patagonischen Kanäle nicht mehr die in Puerto Williams stationierte Armada, sondern die Armada von Punta Arenas zuständig ist. Also schickte ich die heutige Standortmeldung an die neue und zusätzlich noch an die alte E-Mailadresse. Eigentlich wollte ich an diesem Morgen die Steuerbordbilge mit dem Nasssauger von der Mon Bijou trocken legen, um sicher zu gehen, dass der Rumpf von dem Crash mit dem Felsen nicht undicht geworden ist. Doch daraus wurde erstmal nichts, ich hatte zwar den Nasssauger aber die schweizer Eidgenossen hatten vergessen mir den dazugehörigen Saugschlauch mitzubringen. ,So hatte ich am Vormittag Zeit, schon mal die bisherigen Törns durch die Kanäle auf meinem Computer so vorzubereiten, dass ich in Puerto Eden, wo es wieder Mobilfunkempfang und somit Internet gibt, die Berichte in kürzester Zeit hochladen konnte. Da es den ganzen Tag wie aus Eimern schüttete, passten Tommi und Res so gegen 15:30 Uhr eine kurze Regenpause ab, um mit dem Dingi zur Que Mas rüber gepaddelt zu kommen. Heute wollten wir gemeinsam Abendessen und danach noch einen gemeinsamen Kinoabend veranstalten. Vor dem Spaghettiessen, Res kreierte wieder mal eine leckere Soße, spielten wir noch eine Runde Rummikub. Nach unserem Nachtessen bereitete ich den Bildschirm der Que Mas für unseren Kinofilm vor, heute gab es Lara Croft mit der Schauspielerin Angela Julie. Gegen 22 Uhr war der Film zu Ende und für die schweizer Crew ging es zurück auf ihre Mon Bijou und für mich in mein Bett.
6.5. Fr. 5.Tag in der Caleta Teokita
Morgens wurde ich von einem Systemarlarm geweckt, es war der zu niedrige Energielevel der Batterien. Das war ja klar, keine Sonne für die Solarpanelen, keine Motoren weil wir die ganze Zeit hier rumstehen, nur der Windgenerator kann ein wenig Energie in die Batterien bringen aber das reicht auf die Dauer nicht. Das Kühlaggregat des Kühlschranks springt oft an, am Morgen Tee kochen, Brot toasten und die Ventilatoren für die Konvektionswärme fressen auch ne Menge Strom, irgendwann sind dann die Batterien leer gesaugt. Um die Batterien wieder voll zu laden, startete ich beide Dieselmotoren damit die Lichtmaschinen den nötigen Strom liefern können, damit die Batterien noch schneller geladen werden, hatte ich auch noch den Hondagenerator angeschmissen. Nach einiger Zeit waren die Batterien so geladen, dass ich mir zum Frühstück Tee kochen und Brot toasten konnte. Nach dem Frühstück saugte ich mit dem Nassstaubsauger, der dazu gehörende Schlauch hatte mich inzwischen erreicht, das Wasser in der Steuerbordbilge ab um so sicher Festellen zu können, dass der Rumpf nach dem Felsencrash nicht undicht ist. Als Nächstes machte ich mich daran die Zutaten für ein Bauernbrot in die Brotbackmaschine zu füllen, außerdem belud ich die Waschmaschine mit dreckiger Wäsche und startete einen 30 Grad Waschgang. Schnell noch eine Dusche und dann kamen am Nachmittag schon Tommi und Res zum Rummikub. Die Beiden hatten noch von einem alten Kniffelblock das letzte Kniffelblatt mitgebracht, ich schlug vor, dass ich aus dem Kniffelblatt mit meinem Kopierer einen Kniffelblock baue, sodass wir demnächst auch mal Kniffeln konnten.Nach 2 Stunden fuhren die schweizer Crew kurz vor dem dunkel werden zurück auf ihre Mon Bijou. Direkt machte ich mich daran das eine Kniffelblatt zu vervielfältigen und aus den Kopien einen Kniffelblock zu basteln, nach einer Stunde war der Block fertig und es konnte Morgen gekniffen werden. Zum Abendessen gab es eine einfache Spaghetti Pesto und zum einschlafen schaute ich im Bett noch einen Film.
7.5. Sa. 6.Tag in der Caleta Teokita
Um 5 Uhr wurde ich vom stürmischen Wind geweckt, da ich nicht mehr einschlafen konnte machte ich mir zum Frühstück ein Apfelmüsli und spielte eine Partie Sudoku auf meinem Handy. Nach dem Abwasch wurde ich wieder müde und legte mich gegen 8 Uhr nochmals hin. Um 10:45 Uhr stand ich endgültig auf und machte mir noch einmal darüber Gedanken, ob wir in der Zeit wo der Wind mal eine Pause einlegt, vielleicht weiter kommen können. Meine diesbezüglichen Überlegungen werde ich natürlich mit Tommi und Res abstimmen, die heute zum mittlerweile traditionellen Spielenachmittag vorbei kommen. Als die Zwei am Nachmittag kamen, besprachen wir als Erstes meine Ideen, weil wir kein längeres ruhiges Windfenster als einen Tag hatten, sah Tommi das Ganze sehr skeptisch und wollte lieber abwarten. Na gut, dann schauen wir am morgigen Tag nochmal ob die Situation zu unserem Vorteil verändert. Nach einem Kniffel und einem Mäxchen mussten die Schweizer auch schon wieder gehen, weil Sie noch an einer Wasserquelle frisches Wasser für ihren Wassertank holen mussten. Zum Abendessen gab es bei mir Bratkartoffeln mit Würstchen, die mir allerdings etwas angebrannt waren.
8.5. So. 7.Tag in der Caleta Teokita
Heute ist zwar Sonntag aber ich hatte trotzdem genug zu tun. Nach dem Aufstehen kontrollierte ich zuerst ob in der Steuerbordbilge der Rumpf dicht war, anscheinend hatte die Kollision mit dem Felsen den Rumpf nicht so beschädigt, dass er undicht geworden war. Als nächstes musste ich in den Hondagenerator Öl nachfüllen, außerdem mussten noch Wartungsarbeiten an dem Steuerbordmotor gemacht werden. Als ich Mittags damit fertig war, holte ich mit dem Dingi Res auf der Mon Bijou ab um mit ihm nachzuschauen wie ich bei der Ausfahrt von dieser Caleta am besten die Engstelle an dem kritischen Felsen passiere. Wir waren uns einig, dass ich bei der Ausfahrt mindestens 5 Meter Abstand von dem Felsen haben muss und dafür lieber näher an der gegenüberliegenden Felswand vorbei fahre. Nach unsere Inspektion tranken wir mit Tommi zusammen auf der Mon Bijou unser 11 Uhr Bierchen. Jetzt warteten wir schon eine ganze Woche auf bessere Bedingungen und in den kommenden Tagen soll es immer nur ganz kurze ruhige Wetterphasen geben, Gestern hatten wir schon darüber diskutiert, ob wir diese ruhigeren Wetterphasen nicht nutzen sollten um weiter zu kommen oder ob wir weiter auf eine mehrtägige ruhige Wetterlage warten sollten. Da für den morgigen Montag ruhigere Windbedingungen vorhergesagt waren, entschlossen wir uns diesen Tag zu nutzen, um bis zur nächsten 36 sm entfernten Bucht weiter zu fahren. Den Rest des Tages verbrachten wir mit einem Spielenachmittag, Abendessen und anschließendem Kinoprogramm auf der Que Mas. Wir besprachen noch kurz wann es morgen Früh los gehen sollte und gegen 22 Uhr brachte ich die Eidgenossen zurück auf ihre Mon Bijou und ging danach in die Koje.
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