Oft kommt es anders, als man denkt!

Nach der Verabschiedung von Luisa, wollten meine schweizer Segelkumpels mit mir ein Auto mieten und ins bergige Hinterland von Rio de Janeiro fahren. Den Mietwagen holten wir am Sonntag den 7. März morgens am Flughafen Santos Dumont ab und fuhren in Richtung Metropolis, dort kamen wir kurz nach 12 Uhr an, schlenderten über einen Wochenmarkt bevor wir in einem italienischen Restaurant gut zu Mittag aßen. Nach dem Essen ging es über eine Serpentinenstrasse in Richtung Itaipava und Petropolis, gegen 17 Uhr kamen wir dort an und suchten uns ein schönes Hotel mit dem Namen „Casa Rosa”. Das Hotel war sehr gepflegt und gut ausgestattet. Nachdem wir die Zimmer bezogen hatten, wollten wir uns die Brauerei Bohemia, die ihren Sitz in Petropolis hat, anschauen. Leider war wegen der Pandemie keine Besichtigung möglich, dafür haben wir in dem Lokal von Bohemia, Bier vom Fass getrunken und eine Kleinigkeit zu Abend gegessen. Danach tranken wir im Hotel, wie Res so schön sagt, einen Schlummi und zogen uns danach in unsere Hotelzimmer zurück. Ich spielte im Zimmer noch mit meiner DJI-Mini 2 Drohne und machte von mir ein Selfie im Bett 😜.
Eigentlich hatte ich ganz gut geschlafen, doch als ich um 5 Uhr morgens wach wurde, spürte ich so einen komischen Druck auf meiner Brust und dazu bekam ich schlecht Luft. Als ich im Internet nach den Symptomen forschte wurde ich ein wenig panisch, weil das die typischen Symptome für einen bevorstehenden Herzinfarkt sein sollten, vor lauter Panik wollte ich kurz vor 6 Uhr die Schweizer wecken, damit Sie mit mir ins Krankenhaus fahren, doch dann hatte ich doch Skrupel und versuchte mich mit dem Videoschnittprogramm meiner DJI-Drohne abzulenken. Um 9 Uhr war ich mit den Eidgenossen zum Frühstück verabredet, eigentlich wollte ich Ihnen nichts über meine Probleme berichten, doch als Tommi nachfragte, ob ich gut geschlafen hätte, erzählte ich den Beiden über den Druck auf meiner Brust und das es sich im Moment noch nicht gebessert hat. Einhellig waren wir alle Drei darüber einig, dass man das abklären müsste und fuhren nach dem Frühstück in Petropolis zum Hospital Santa Teresa. Mit Res als Dolmetscher schilderte ich meine Probleme, worauf ich direkt als Notfall aufgenommen wurde. Schnell wurde mein Blutdruck gemessen der etwas zu hoch ausfiel und danach wurde ein EKG mit mir gemacht. Nach dieser ersten Untersuchung legte man mich zu Beobachtung in ein Bett. Jetzt wurde im 3 Stunden Rhythmus mehrere EKG’s gemacht und mir wurde mehrmals Blut abgenommen. Mittlerweile war es jetzt schon 16 Uhr am Nachmittag und der arme Res saß immer noch als Dolmetscher bei mir. Weil es mittlerweile 17:30 Uhr war, bat ich Res doch mal zu fragen wann ich entlassen würde, nach einer Viertelstunde kam er zu mir zurück und offerierte mir, dass ich nicht entlassen würde und im Krankenhaus bleiben müsste, weil erst Morgen der Herzspezialist in der Klinik sei der mich genauer untersuchen könnte. Res verabschiedete sich bis Morgen von mir und ich wurde so gegen 19:30 Uhr von der Beobachtungsstation in ein Krankenzimmer mit zwei Betten verlegt, wo ich aber alleine lag. Um 10 Uhr schlief ich fest ein, doch plötzlich ging um 23 Uhr das Licht in meinem Krankenzimmer an und 2 Krankenschwestern machten mich wach, nahmen mir wieder Blut ab und machten nochmals ein EKG, jetzt war ich wieder hellwach! Zum Glück hatte ich Fernsehen auf dem Zimmer und mit der deutschen Welle einen deutschen TV-Sender, ich schaute dann solange bis ich wieder müde wurde und durfte Gott sei Dank bis zum nächsten Morgen durchschlafen.
Um 8:30 Uhr rollte Res wieder ein, um bei der Morgenvisite des Herzspezialisten zu dolmetschen, was aber nicht nötig war weil der Arzt gutes Englisch sprechen konnte. Er erklärte mir, dass meine Blutwerte und auch die EKG’s in Ordnung seien und nichts zu beanstanden wäre. In den 80er Jahren hatte man dann die Patienten nach Hause entlassen und einige wären trotz der guten Ergebnisse an einem Herzinfarkt gestorben. Deshalb würde man in der heutigen Zeit den Patienten noch besser untersuchen, um ganz sicher zu sein, dass der Patient nach der Entlassung aus dem Krankenhaus keinen Herzinfarkt bekommt. Deswegen wolle er bei mir noch eine Ultraschalluntersuchung von meinem Herz machen und wenn nach der Ultraschalluntersuchung nichts Auffälliges an meinem Herz zu sehen sei, in einem zweiten Schritt ein Elektrokardiogramm unter Belastung machen. Ich bat den Arzt darum, beide Untersuchungen noch am gleichen Tag zu machen, damit ich am Abend entlassen werden könnte. Der Arzt erzählte Res das Gleiche noch einmal in portugiesisch, doppelt gemoppelt hält ja bekanntlich besser ☺️. Während ich noch an diesem Tag im Krankenhaus untersucht wurde, erkundeten Tommi und Res die Gegend um Petropolis, Itaipava und Metropolis. An meinem Herz wurden bei den beiden Untersuchungen keine Auffälligkeiten gefunden, ich war kerngesund! Also doch nur ein Simulant? Simulant hin oder her, ich glaube in meinem Alter und bei den auftretenden Symptomen, war es wohl das Beste, die Situation abzuklären. So gegen 16:30 Uhr wurde ich aus dem Hospital Santa Teresa entlassen, natürlich nicht ohne vorher noch einige Reais zu berappen. Jetzt fuhren Tommi und Res mit mir zurück nach Rio weil wir den Mietwagen am Flughafen abgeben mussten. Da in Rio Lockdown war und kein Restaurant abends geöffnet hatte, lud ich meine schweizer Freunde zum Abendessen in dem Restaurant Maredo im Flughafengebäude ein, um mich auf diese Weise für ihr Verständnis und ihren Beistand zu bedanken. Gut gesättigt ging es zurück zu unseren Schiffen, wo wir alle nach dem aufregenden Tag gut einschliefen.
Mittlerweile war schon wieder Mittwoch, Tommi blieb an diesem Tag auf der Mon Bijou, während Res mir einen schönen Strand neben der Copacabana zeigen wollte. Da Res an diesem Abend noch wichtige Dinge erledigen musste, ging Tommi mit mir an dem Strand von Urca in ein italienisches Restaurant zum Abendessen. Das Essen blieb uns ein wenig im Halse stecken, weil draußen auf der Strasse ein Toter lag, der wohl kurz vorher einen Herzinfarkt erlitten hatte. Es kamen mehrere Krankenwagen, die aber wieder fuhren weil Sie keine Toten mitnehmen dürfen, als wir aus dem Restaurant gingen, lag der Verstorbene dort immer noch. Da es den kommenden Sonntag weiter in Richtung Ilha Grande gehen sollte, fuhr Tommi mit mir zur Marina do Brasil zum ausklarieren. Danach gingen wir in das ganz in der Nähe gelegene Wissenschaftsmuseum „Das Museum von Morgen“. Nach soviel Wissenschaft schlenderten wir in einen alten Stadtteil von Rio, man hatte das Gefühl man sei in Kuba, dort ließen wir bei einem kühlen Bierchen den Nachmittag ausklingen. An diesem Tag hatten wir mal wieder ein gemeinsames Abendessen auf der Que Mas.
Den darauf folgenden Morgen beschäftigte ich mich mit der Installation eines neuen Hahnepott, Mittags wollten wir zusammen eine Bahnfahrt mit der Trem machen, das ist eine antike Straßenbahn, die es seit 1877 gibt. Zu ihrem Beginn wurde die Bahn noch von Pferden gezogen, bevor Sie im Jahre 1896 elektrifiziert wurde. Tommi und Res kannten ganz in der Nähe der antiken Bahn ein phantastisches Restaurant was Apresivie hieß, wovon man über die riesige Bucht von Rio sehen konnte, natürlich war das Essen auch exzellent. In einer gut restaurierten Bar ließen wir den Abend ausklingen.
Der nächste Tag war schon der Letzte bevor unserer Abreise zur Ilha Grande, deshalb mussten wir im Iate Clube Rio de Janeiro noch Wasser und Diesel bunkern, dies gestaltete sich schwierig, weil natürlich am Samstag, wegen Wochenende, jeder Diesel und Wasser bunkern wollte und dadurch an dem Anlegesteg richtig was los war. Das ganze Prozedere dauerte 4 Stunden, endlich um 14:30 Uhr hatten wir unsere Tanks voll und konnten zur Geburtstagsparty von Elizabetsche an die Copacabana fahren. Elisabeth wohnte direkt viservi der Copacabana. Von der Dachterrasse hatte man einen tollen Blick auf den kompletten Strand der Copacabana. Nach einer schönen Geburtstagsfeier verabschiedeten wir uns um Mitternacht von dem Geburtstagskind, weil wir am nächsten Morgen schon um 5 Uhr Anker auf gehen wollten.

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