Am Mittwoch den 22.4.2020 bin ich mit der Que Mas volle 3 Monate in Brasilien, im Normalfall wäre jetzt mein Visum abgelaufen und ich müsste das Land verlassen. Doch was ist in den Zeiten von Corona schon normal? Denn ab dem 16.03.2020 ist in Brasilien die Berechnung der erlaubten Aufenthaltsdauer ausgesetzt, wenn der Ausnahmezustand wegen Corona beendet ist, wird die Berechnung der erlaubten Aufenthaltsdauer wieder aufgenommen. Doch wie ist das mit den temporären Importpapieren der Que Mas, die normalerweise genau am heutigen Tag abliefen? Um das herauszufinden fuhren Res und Amaroso mit mir am Mittwochmorgen zur Finanzbehörde nach Maceio. Dort nahm uns ein netter Beamter in Empfang, es stellte sich heraus, dass er sich erstmal selber schlau machen musste wie das Prozedere in Zeiten von Corona ist. Nach einer halben Stunde kam er mit einem Ausdruck zurück worin stand, dass bis zum 29. Mai auch die Berechnung der temporären Importpapiere ausgesetzt wird und wir uns erst danach wieder melden müssten. Na super, wäre das auch erledigt, mit Uber ging es am Mittag zurück nach Barra São Miguel.
Da wir uns ab und zu mit Lebensmittel versorgen müssen fuhren wir mit unseren Klapprädern zum Supermarkt in Barra São Miguel, doch diesmal wurden wir vor dem Eingang gestoppt und man machte uns klar, dass ohne eine Schutzmaske 😷 kein Einlass wäre. Mist Virus, jetzt mussten wir uns erstmal Schutzmasken besorgen damit wir nicht verhungern. Also Schutzmasken besorgt und ab zum Maskenball 🎭.
In der Marina hatte ich Andre, den Chefmarinero, gefragt ob man meinen Katamaran eventuell aus dem Wasser nehmen könnte weil ich mal nachschauen wollte, warum mein Propeller an Steuerbord soviel Spiel hatte. Das ging natürlich nicht, aber Andre fragte mich, warum ich den Kat in der Lagune nicht Trockenfallen lassen würde. Okay, wann könnten wir das machen? „Heute Nacht um 4 Uhr” kam die prompte Antwort von Andre. Dazu muss man wissen, dass die Flut nicht immer gleich hoch ist und man am Besten bei Springtide trocken fällt. Und genau in der nächsten Nacht war so eine Springtide. Res bereitete mit mir alles Nötige für das Trockenfallen vor, Heckanker bereit legen, Gangway abbauen und Heckleinen auf Slip legen. Andre hatte sich bereit erklärt mit uns Nachts um vier abzulegen, um uns den richtigen Platz zum Trockenfallen zu zeigen. Als wir gerade ablegen wollten, öffnete um Punkt 4 Uhr der Himmel seine Schleusen und es schüttete wie aus Kübeln. Wir warteten noch 15 Minuten bis der Regen nachließ, dann ging es aber endlich los. Im Dunkeln tasteten wir uns bis zu der Stelle vor wo man sich am Besten trocken fallen lassen konnte, ich drehte die Que Mas mit dem Heck in Richtung Strand, ließ den Anker fallen und motorte ganz langsam zurück, noch 0,8 m, 0,4 m, 0,2 m und dann spürte ich wie die Ruder im Sand aufsetzten. Jetzt konnte man schon locker im Wasser stehen und Andre brachte den Heckanker zu Fuss 20 Meter hinter der Que Mas aus und Res zog die Ankerleine an bis der Katamaran in dieser Lage fixiert war. Jetzt konnten wir in Ruhe die Ebbe abwarten, nach einer halben Stunde setzte meine Que Mas vollständig im Sand auf und lag fest. Jetzt konnte ich mit Res anfangen das Unterwasserschiff von Dreck und Muscheln zu befreien. Zwischendurch schaute ich nach dem locker sitzenden Propeller , es war zum Glück nur die Feststellschraube nicht richtig angezogen, sodass diese Problem schnell behoben war. Nach circa 3 Stunden waren beide Rümpfe komplett sauber und wir konnten gemütlich auf den nächsten Fluthöhepunkt warten. Um 16 Uhr schwamm die Que Mas wieder auf, mit repariertem Propeller und gereinigtem Unterwasserschiff Motoren wir zurück zur Marina. Das Trockenfallen klappte ja besser als ich dachte und es wird bestimmt nich das Letzte mal gewesen sein.
Eigentlich wollten wir am nächsten Tag unseren Stegnachbarn Amaroso zu einer Kanufahrt einladen aber daraus wurde leider nichts, weil er sich kurzerhand entschlossen hatte, mit seinem Schiff und seinem Kätzchen Saphir in Richtung Salvador aufzubrechen. Tschau Amaroso, passt auf euch auf! Da wir sowieso einen Kanuausflug zusammen mit Cathy und Carlo machen wollten sind wir noch ein bisschen dem Segelschiff von Amaroso mit unseren beiden Kanus 🛶🛶 gefolgt. In unserem Kanu war nicht genügend Luft, weshalb wir nur beschwerlich vorwärts kamen, dafür rauschten Cathy und Carlo mit Ihrem Kanu ab wie eine Rakete. Unser gemeinsames Ziel war die 2 km entfernte Brücke Ponte Gunga, welche über die Lagune zum Gunga Beach führt. Wir paddelten bis zu einem Ausflugslokal mit dem Namen Chácara’s Beach Club, natürlich war es wegen Covid-19 geschlossen aber wie es der Zufall wollte, war die Bierhausmarke ausgerechnet Corona 🤪. Da wir eigene Getränke mitgebracht hatten, nahmen wir kurzerhand im Aussenbereich des Lokals die Stühle von einem Tisch und machten es uns gemütlich, danach wanderten wir von dem Ausflugslokal auf die Brücke und genossen die tolle Aussicht. Nach einer Stunde ging es mit den Kanus zurück zur Stella Marina und damit Res und ich mit unserem „Sinker” einigermaßen vorwärs kamen nahmen Cathy und Carlos uns netterweise ins Schlepp. Nach 45 Minuten dauerpaddeln waren wir zurück in der Stella Marina.
In der Nacht nach unserer Kanutour hatte es in Strömen gegossen, ich hatte vergessen das Kanu umzudrehen, damit es nicht mit Regenwasser voll laufen konnte. Am nächsten Morgen war es natürlich so mit Wasser gefüllt, dass man es vor lauter Gewicht des Wassers nicht mehr umdrehen konnte und die Luft abgelassen werden musste, damit das Wasser wieder abfloss. Viel schlimmer erging es da noch Michelle, der sein offenes Ausflugsboot mit Außenborder über Nacht am Steg angebunden hatte, es soff natürlich mitsamt Außenborder ab, was dem Außenborder gar nicht gut tat. Michelle kam schon sehr früh an diesem Morgen um seinen Außenborder mit Süßwasser zu spülen und die Elektronik zu trocknen. Diese Außenborderrettungsaktion schaute ich mir mit Res zusammen an und wir halfen Michelle ein bisschen dabei, den Motor wieder fit zu bekommen. Zur Belohnung machte uns Michelle den Vorschlag mit Ihm in der Lagune eine Ausfahrt zu machen. Superidee, wir füllten schnell noch eine Kühlbox mit Bier und ab ging die Fahrt mit Michelle und seinem Boot was bezeichnenderweise „Tres Amigos” hieß . Mit 30 Pferdestärken ging die Nussschale von Michelle ganz schön ab, wir fuhren am Gunga Beach vorbei in Richtung der Mangroven, wo das Haus seiner Freundin Elizabeth steht. Vor lauter Gequatsche mit uns, achtete Michelle nicht mehr auf die Wassertiefe, es gab einen Ruck und wir standen im Flachwasser, also Motor hoch und den ganzen Kahn wieder ins tiefere Wasser schieben. Jetzt fuhren wir fast bis zu den Mangroven und machten eine Bierpause. Da wir als Segler sehr daran interessiert waren, wie man am besten vom Meer aus in die Lagune rein fährt, fuhr Michelle mit uns noch zur Ausfahrt aus der Lagune in Richtung Meer um uns den richtigen Weg über die Barre von São Miguel zu zeigen. An der Barre schaukelte das Boot schon ordentlich und ohne seine 30 PS wären wir an dieser Stelle ganz schön aufgeschmissen gewesen. Zurück in ruhigere Gewässer in der Höhe vom Gunga Beach, gab auf einmal der Außenborder seinen Geist auf und war auch nicht mehr bereit seine Arbeit wieder aufzunehmen, hatte er wohl doch bei seiner Tauchaktion ein bisschen zu viel gesalzenes Wasser in seine Elektronik bekommen. Gut, dass uns das nicht genau an der Barre passiert ist! Jetzt war guter Rat teuer, 5 km entfernt von der Stella Marina dümpelten wir in der Lagune. Was macht man in einer solchen Situation? Genau, die Tres Amigos Res 😎, Michelle 😎 und Tom 😎 öffneten die Kühlbox und genehmigten sich auf den Schreck ein Bierchen 🍻 Saúde! Michelle rief aber trotzdem über sein Handy den Lagunen-ADAC Cicero an, der uns gefühlt eine Stunde später in die Stella Marina abschleppte. Mal wieder ging eine abenteuerliche Ausfahrt zu Ende. Michelle hatte nach dieser „gelungenen” Ausfahrt wohl ein schlechtes Gewissen und lud uns noch bei sich zu Hause zum grillieren ein.
Der Sonntag machte seinem Namen keine Ehre und war total verregnet, mehr als auf unseren Booten abhängen und mit seinen Lieben facetimen oder skypen war nicht drin. Dafür knallte die Sonne den ganzen Montag vom Himmel runter und wir konnten mal wieder einen Dingiausflug machen. Diesmal wollten wir die komplette Lagune bis zur Flusseinfahrt in den Rio São Miguel hochfahren. Sicherheitshalber nahmen wir einen Reservekanister und vor allem, nach der Erfahrung des letzten Ausflugs, ein Handy mit. Gegen 14:15 Uhr starteten wir von der Stella Marina, fuhren unter der Ponte Gunga hindurch, vorbei an traumhaften Mangroveninseln. Nach kurzer Zeit kam ein kleiner Strand in Sicht auf dem wir eine Bierpause einlegten, kurze Zeit später fuhren 2 Fischer mit ihren Booten auf den Strand und einer sammelte Sand in einen Eimer, Res fragte interessiert den Fischer auf portugisisch warum er denn Sand im Eimer sammle, der Fischer schmunzelte und erklärte Res seine Fangtechnik. Den Sand würde er mit zerquetschten Krebsen vermischen und da wo er viele Garnelen vermutete auf dem Grund verstreuen, dadurch würden die Garnellen angelockt und mit dem Netz eingefangen. Nach dieser Fischereilehrstunde fuhren wir weiter und passierten auf unserer Backbordseite den kleinen Ort Roteiro um kurz danach vor der Einfahrt des Rio São Miguel zu stehen. Hier machten wir kehrt und düsten Nonstop ca. 8 km zurück bis zu unserem beliebten Dunga Beach, es machte richtig Spaß mit 25 km/h förmlich über das glatte Wasser der Lagune zu fliegen 👍🏼. Am Dunga Beach genehmigten wir uns noch eine Kaltschale bevor es zurück „nach Hause” in unsere Stella Marina ging. Am Abend gab es noch ein gemeinsames Muschelessen mit unseren belgischen Freunden, mit einem Magenbitter beendeten wir schließlich diesen Abend.
Am Dienstag fuhr ich mit Res zusammen in das Zentrum von Barra São Miguel um Mittag zu essen. In einem Imbiss bestellten wir uns Hühnchen mit Pommes, Reis und Nudeln, weil es in der Imbissstube so warm war, setzten wir uns draußen unter einen Baum und aßen. Es dauerte nicht lange und wir hatten genügend Gesellschaft, erst kam eine Katze dann ein Hund und zwischendurch noch ein Bettler der Hunger hatte und dem Res die Hälfte von seinem Hähnchen gab. Außerdem war da noch ein kleiner Junge auf seinem Fahrrad, den ich schon vom Supermarkt kannte. er versuchte mit mir in portugisisch zu sprechen aber ich verstand nichts. Der Kleine zeigte auf seinen verletzen Fuß den er sich an den kaputten Pedalen von seinem Fahrrad zugezogen hatte. Ich gab ihm mit einem Wink zu verstehen, dass er mit mir mitkommen sollte, wir gingen zum nächsten Fahrradhändler wo ich dem Kleinen für umgerechnet 3 Euro neue Pedalen kaufte. Happy bedankte sich der Junge, er hieß übrigens Miguel, bei mir und düste mit seinen neuen Pedalen ab. Diese Geste hatte wohl eine pädagogische Wirkung, weil ich den Jungen später als wir zur Marina fuhren in einem anderen Fahrradshop gesehen hatte, wo er seine beiden kaputten Bremsen reparieren lies, höchstwahrscheinlich machte der Shop das dem Kleinen auch umsonst zum Gefallen. Nachmittags paddelten wir zum schwimmen, eigentlich mehr zum im Wasser rumsitzen, an den Praia das Conchas. Abends gab es noch Spaghetti mit roter Corgonzolasoße.
Kurz bevor ich diesen Bericht am nächsten Morgen auf meine Webseite einstellen wollte, trieb ein kleiner Vogel hilflos im Wasser und sah schon wie tot aus, als ich Ihn berührte bewegte er sich. Zügig fischte ich Ihn mit beiden Händen aus dem Wasser und setzte Ihn bei mir auf den Tisch, er blieb dort zitternd sitzen und machte keinen mucks. Schnell stellte ich Ihm einen kleinen Teller mit Wasser vor Ihm auf den Tisch, doch er trank nichts, mit einer Pipette versuchte ich dem Vögelten Wasser in den Schnabel zu träufeln was leider misslang. Da das kleine Vögelchen so zitterte, holte ich meine Heißluftpistole und versuchte Ihn vorsichtig damit zu erwärmen. So ganz allmählich kam wieder Leben in den Kleinen und er hüpfte ein wenig auf dem Tisch herum. Selbst nach einer Stunde erholte er sich noch von seinem unfreiwilligem Bad auf dem Tisch. Irgendwann war er dann wieder so fit, dass er wegfliegen konnte.
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… es sind es die kleinen Dinge🐥 im Leben, die einen glücklich und das Leben großartig machen
😘 Bleib gesund
Hallo Tom,
hört sich ja alles entspannt und gut an. Schön, dass es dir gut geht und alles einigermaßen funktioniert.
Der kleine Junge wird sich sicher riesig gefreut haben und diesen Moment immer in Erinnerung behalten. Sehr nett von dir!
Ich habe immer schon geahnt, dass du gut zu Vögeln bist. (Sorry, aber nach der Steilvorlage…)
Bleib gesund.
Liebe Grüße auch von JuJo und Barbara
Hi Peter,
Du bist nicht der Erste mit dem Vögelspruch, das hat man nun davon wenn man tierlieb ist 🐦. Auf jeden Fall schön mal wieder von euch zu hören. Mittlerweile habe ich dem kleinen Jungen auch noch die Bremse an seinem Rad repariert.
Grüße mir Barbara und JuJo zurück!
Lieben Gruß aus Barra São Miguel
Tom
Hallo Tom, auf dem Platz hast du mich immer verfolgt, jetzt verfolge ich deine Reise sehr interessiert. Ich hoffe corona schmeißt deine Pläne nicht zu sehr durcheinander. Bleibe gesund und ich wünsche dir noch viele interessante Erlebnisse auf deiner Tour .
Liebe Grüße
Gerd
Hi Gerd, Du alter Hockeygott 🏑,
schön, dass meine Webseite mittlerweile auch bei Dir angekommen ist. Ja, unsere Fights auf dem Platz haben mir immer viel Spaß bereitet und Sie fehlen mir!!!! Corona ist zwar blöd weil ich im Augenblick nicht weiter reisen kann, aber wie Du aus meinen Berichten heraus lesen kannst, habe ich trotzdem viel Spaß und es geht mir gut.
Bleib Du bitte auch gesund alter Knabe, damit wenn ich zurück bin wir uns mal wieder sehen können.
Liebe Grüße aus 🇧🇷
Tom