Relative Freiheit in der Coronakrise

Jetzt habt Ihr schon fast eine Woche nichts von mir gehört, was bedeutet, dass es mir hier nicht langweilig wird und ich immer was zu tun habe. Die ersten Tage haben die Schweizer und ich an unseren Schiffen rumgebastelt. Bei der Que Mas musste die gerissene Reffleine vom 3. Reff wieder in den Baum eingezogen und neu ans Groß montiert werden. Mit Tomi und Res habe ich dann geschlagene 3 Stunden gebraucht um meinen verwickelten Genaker zu entwirren. Bei der Mon Bijou half ich meinen beiden Eidgenossen ihre Bilgenpumpe wieder zum pumpen zu überreden, als das geschafft war, musste noch die Inspektion ihres Generators gemacht werden. Ich wechselte das Öl, den Ölfilter, Impeller und kontrollierte noch den Luftfilter, so, das war auch erledigt! Hier in der Marina lag auch schon lange ein belgisches Seglerpärrchen, Kati und Carlo, leider ging es Carlo nicht so gut, er klagte schon 4 Tage über starke Schmerzen im Nierenbereich. In ihrer Not bestellte Kati den Notarzt, die Beiden fuhren in ein Krankenhaus von Maceio. Nach zwei Tagen Bastelei, wollten wir mal was unternehmen und radelten mit unseren Klapprädern zum 20 km entfernten Strand Praia de Frances. Leider war alles geschlossen und in Zeiten von Corona wenig los, aber am Strand fragte uns direkt ein Brasilianer ob wir was essen oder trinken wollten, wir sagten scherzhaft das wir gerne drei Caipirinha haben möchten, er sagte Caipirinha hätte er nicht, er könnte uns einen leckeren Ananascocktail anbieten, okay dann nehmen wir eben einen Ananascocktail. Nach circa 15 Minuten kam er mit 3 großen mit Cocktail gefüllten Ananas wieder, hmm das schmeckte ja noch besser als Caipirinha. Wir mussten zwar 25 Rials pro Ananas berappen aber das war es uns wert. Während wir unsere Cocktails genossen, beschnitten Arbeiter die Palmen die um uns standen, Tomi sprach natürlich die Arbeiter an und fragte ob wir jeder eine Cocosnuss zum austrinken bekommen könnten. Kurzerhand kletterten ein Palmenpfleger eine Palme rauf und schnitt ein großes Palmenblatt mit 5 Cocosnüssen ab. Dann kam er die Palme wieder runter und schenkte jedem von uns eine Kokosnuss zum austrinken. So hatten wir nach unserem Ananascocktail zum Ausklang noch leckere Cocosmilch. Mittlerweile hatten wir schon 14 Uhr und ziemlichen Hunger, das radeln verbraucht schon ganz schön Kalorien. Res hatte nicht viel Hoffnung, dass wir was finden würden, doch ich machte den Vorschlag mal die Straße vom Ort entlang zu fahren dann werden wir schon etwas finden. Nach 500 Metern fanden wir so etwas ähnliches wie bei uns eine Pommessbude wo man sich ein komplettes Menü mit Reis, Nudeln, Püree Gemüse und gegrillter Hühnerbrust für umgerechnet 2,80 Euro mitnehmen konnte. Wegen Corona durfte man sich eigentlich das Essen nur mitnehmen, doch die Besitzerin hatte Mitleid mit den drei alten ausgehungerten und erschöpften Männern, Sie baute extra für uns einen Tisch mit 3 Stühlen auf, damit wir es uns bequem machen konnten. Die Leute sind alle hier super nett zu uns, wahrscheinlich hängt das auch ein bisschen damit zusammen, dass die Eidgenossen mit Ihnen in ihrer Sprache kommunizieren können. Nach dem Essen machten wir uns auf den Heimweg zu unserer Marina. Nach eineinhalb Stunden radeln hatten wir es geschafft und wir waren wieder auf unseren Booten. Am nächsten Tag frühstückten wir auf der Mon Bijou als plötzlich Res mit drei großen am Haken noch zappelnden Fischen ankam, die er von Andre dem Marinero geschenkt bekommen hatte. Es sieht so aus, als gäbe es heute zum Abendessen Fisch, dazu gab es Püree und Gurkensalat. Da Tomi geplant hatte, am Montag in die Schweiz zu fliegen um seiner Liebsten „Cherry” eine Aufwartung zu machen, fuhren wir alle zusammen zum Flughafen von Maceio, dort lieferten wir Tomi ab und fuhren weiter zum Hafen von Maceio, wo wir Diana und Marco auf ihrer Silhuete besuchen wollten, die inzwischen von Salvador bis Maceio gekommen waren. Von einem Fischer ließen wir uns übersetzen und überraschten die Beiden. Wir waren aber genauso überrascht, denn damit das Geschwisterpaar nicht allein über den großen Teich musste, hatten sich die Beiden noch ein neues Crewmitglied besorgt, es war Igor ein guter brasilianischer Segler. Zufälligerweise kannte ich Igor schon, zusammen mit meinem Bruder hatte ich Igor schon in der Marina Aratu kennengelernt. Wir hatten einen lustigen Nachmittag, Res sprach mit Igor in Portugiesisch und ich quatschte mit Marco und Diana in deutscher Sprache. Gegen 15 Uhr wurden wir von einem Fischerboot wieder abgeholt und fuhren von Maceio’s Hafen zurück nach San Miguel in die Stella Marina. Zu unserer Überraschung begrüßte uns dort Tomi wieder, der Flug nach Rio de Janeiro war gecancelt worden und so kam er nicht zu seinem Weiterflug in die Schweiz. Doch Tomi gab sich nicht geschlagen und kontaktierte die EDA (Eidgenössische Departement für ausländische Angelegenheiten). Zum Trost für Tomi gab es dann am Abend Gemüse mit Bratkartoffeln und Filet vom Grill. Natürlich gab es vorweg ein Maracuja-Caipi und guten Rotwein zum Essen. Am darauf folgendem Tag hatte Tomi dann Nachricht von der EDA das am Donnerstag ein Flug in die Schweiz geht. Mittlerweile sind die Belgier auch wieder von dem Krankenhaus aus Maceio wieder in der Marina angekommen, die Schmerzen von Carlo kamen von einem Nierenstein der schon in seine Harnröhre gerutscht war und heraus operiert werden musste. Jetzt ging es Ihm Gott sei dank wieder gut und wir luden die Beiden zum Abendessen auf der Que Mas ein. Es war ein lustiger Abend und ich zeigte Carlo meine Meisterleistung, die ich in seinem Heimathafen in Blankenberge vollbracht hatte. Dort hatte ich nämlich an einem Steg fest gemacht, der bei Ebbe komplett trocken fiel und meine Que Mas in eine unangenehme Schräglage brachte. Wie durch ein Wunder ist der Katamaran bei diesem speziellen Parkmanöver nicht zu Schaden gekommen. Gegen 23 Uhr beendeten wir den schönen Abend und alle gingen zu Bett. Schon am nächsten Tag packte Tomi wieder seine Koffer um in die Schweiz zu fliegen. Um 12 Uhr fuhr er mit Uber wieder zum Flughafen, diesmal rief er vom Flughafen an, dass er jetzt endlich einen Flug bekäme und in die Schweiz käme. Jetzt mussten Res und ich hier in der Marina als schweizerisch deutsche Gemeinschaft die Stellung halten. Mal sehen wie lange es dauert bis Tomi hier wieder von der Schweiz eintrudelt.

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2 Antworten zu Relative Freiheit in der Coronakrise

  1. Thomas Klein sagt:

    Hi Tom, wir sitzen gerade auf der Terrasse und genießen das milde Frühlingswetter. Unser geplanter Belizetörn ist wegen Corona ausgefallen. So nutzen wir unseren Urlaub zum Radeln, Wandern etc.. wir hoffen, dass Du gesund bist und keinen Stress mit Corona, Behörden und Crew hast. Bleib gesund! Frohe Ostern! Barbara und Thomas

    • Tom Bauer sagt:

      Hallo Klein’s,
      super, dass ihr Corona so locker nehmen könnt, passt aber trotzdem auf euch auf! Mit dem Segeltörn das ist ja sehr schade, aber wahrscheinlich schon vernünftig. Viele Segler haben totale Probleme, werden entweder direkt abgewiesen oder müssen 14 Tage in Quarantäne. Da habe ich hier in Brasilien echt Glück, hier wo ich die Corona Epidemie aussitze sind nur total sympathische Brasilianer. Wir können hier tauchen, Hobiecat segeln, mit dem Dingi rumheizen, die Gegend mit dem Rad erkunden und und und, echt super! Wenn die Coranakrise mal vorbei ist könnt Ihr ja mal wieder mit mir euren Segelurlaub verbringen, wäre doch keine schlechte Idee, oder? Ich wünsche euch schöne Ostertage mit der gesamten Familie und bleibt alle gesund!!
      Also, vielleicht bis bald bei Fair Wind
      Euer Tom

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