Wir haben leider einen Vogel / Niue-Tonga

Als wir um 14 Uhr in der Alofi Bay die Festmacherleinen von der Mooringboje lösen wollten, hatte sich eine Festmacherleine so mit der Holeleine der Boje verheddert, dass Fred ins Wasser springen musste um den gordischen Knoten zu lösen. Wir hatten das Großsegel schon an der Boje gesetzt, so konnten wir direkt unter Segel der Russula folgen, die kurz vor uns sich von ihrer Mooringboje gelöst hatte. Weil wir noch im Windschatten von Niue waren, kamen wir erstmal noch langsam vorwärts, Fred hatte die Idee, jetzt doch endlich mal zu angeln und ließ den Tintenfischköder etwa 50 Meter hinter uns von der Rolle. Inzwischen hatte der Wind zugenommen und segelten mit dem Code Zero immerhin 6 kn. Nach kurzer Zeit meldete sich die Knarre der Angelrolle, endlich ein Fisch, ich spurtete zur Angelrute und musste mit Entsetzen feststellen, dass anstatt ein Fisch, ein Vogel, der wohl unseren Tintenfischköder lecker fand, am Angelhaken hing. So schnell es ging, holte ich den Vogel mit der Rolle ans Schiff und mit dem Kescher auf den Kat, der Angelhaken hatte sich in seinen rechten Flügel gebohrt, zusammen mit Fred versuchte ich vorsichtig den Haken aus dem Flügel zu bekommen, was mir nach einigen Versuchen dann endlich auch gelang. Jetzt setzten wir den erschöpften Vogel, es war übrigens ein Tropicbird mit einer langen Schwanzfeder, auf den Tisch und überlegten was wir am Besten mit ihm machen. Letztendlich setzten wir Ihn in einen Karton und stellten ihn in die Gästekabine, da hatte der arme Vogel seine Ruhe. Mit AIS konnte ich sehen, dass die Russula mittlerweile eine Seemeile vor uns war und ein anderes Boot 11 Seemeilen hinter uns, es waren Leonie und Jonas mit ihrer Jollity, die etwa zwei Stunden später von Niue los gesegelt waren. Da die Jollity ein betagtes Regattaschiff ist, holte Sie mit der Zeit immer mehr auf, mitten in der Nacht, als ich meine Wache um zwei Uhr antrat, hatte Sie uns schon fast eingeholt. Über Funk teilte ich Jonas den neuesten Wetterbericht mit, den ich mir bei PredictWind mit Iridium eingeholt hatte. Für kurze Zeit segelten die Russula, Jollity und Que Mas nah zusammen in Richtung Tonga, doch schon am Morgen war die Jollity schon wieder über 10 sm vor uns. Morgens schaute ich mal nach wie es unserem verletzten Vogel so geht, er schien sich ganz langsam zu erholen. Über Tag ließen wir uns von den Passatwinden immer näher nach Tonga schieben, am Abend waren wir nur noch etwa 60 sm von der Vava‘u Group entfernt. Eigentlich wollten wir vom Norden aus in die Vava‘u Group einfahren, weil der Windwinkel für die südliche Einfahrt günstiger war, peilten wir den Süden der Vava‘u Group an. Als wir gegen sieben Uhr am Morgen kurz vor der Südeinfahrt waren, tauchte auf einmal auf meiner Backbordseite ein anderes Segelschiff auf, was auch vom Süden aus in die Vava‘u Group wollte. Es war Craig mit seiner Russula, zusammen fuhren wir nach Port Morreal und dort zu ankern. Kurz bevor wir die Bucht erreichten kam uns von der nördlichen Einfahrt die Jollity entgegengenommen, so kamen wir fast zeitgleich in Tonga an. Die Bucht war schon ziemlich mit Schiffen belegt und ich hatte mal wieder so meine Schwierigkeiten den richtigen Ankerplatz zu finden, nach dem 3. Versuch klappte es endlich. Jetzt war nur die Frage was machen wir mit unserem Vogel, als ich Ihn in seinem Karton vorne auf das Trampolin stellte, sprang er innerhalb kürzester Zeit aus dem Karton un fiel vorne über dem Crossbeam ins Wasser. Immerhin konnte er selbstständig schwimmen, er versuchte mit Flugversuchen aus dem Wasser zu starte, doch leider klappte das mit seinem verletzten Flügel nicht. Was sollten wir machen? Uns blieb nichts anderes übrig als dem tropischen Vogel seinem eigenen Schicksal zu überlassen, hoffentlich erholt er sich und kommt durch!