Nachdem das Tapatifest vorüber war, kehrte erst einmal Ruhe in Hanga Roa ein. Der Festplatz wurde abgebaut und mein Bruder Frank und ich ließen es auch ruhig angehen und relaxten an einem der vielen Naturschwimmbecken hier auf Rapa Nui. Vor fast genau 3 Jahren hatte ich mit Frank die Crew der Freebird in der brasilianischen Stadt Salvador getroffen, es war der Schwede Melvin, dessen Frau eine Rapa Nui war und der zusammen mit Make, dem Bruder seiner Frau in Richtung der Osterinsel unterwegs war. Wir hatten dort viel Spaß zusammen und geschworen uns in Rapa Nui wiederzutreffen. Frank hatte zufällig Make in Hanga Roa getroffen und schon einen netten Abend mit ihm verbracht. Am Sonntagnachmittag trafen wir Make wieder und er fuhr mit uns über die halbe Insel um mit uns seinen Onkel zu besuchen, der Onkel saß mit einem Freund auf seiner Terrasse und die beiden redeten die ganze Zeit Rapa Nui zusammen, das ist schon eine spezielle Sprache. Wir verbrachten dort den ganzen Nachmittag. Make fuhr abends noch bei seiner Farm, die zwischen der Landebahn vom Flughafen Mata Veri und dem Vulkankrater Rano Kau lag, vorbei, weil er mir unbedingt noch frisches Obst für auf mein Schiff mitgeben wollte. Er schenkte mir eine große Melone, vier Ananas, eine Bananenstaude mit den kleinen süßen Bananen und noch ein paar größere Bananen. Mit einer großen Kiste brachten wir alles zum Hafen wo ich dann am Abend zusammen mit dem Dingi von Erwin zurück auf meine Que Mas gebracht wurde.
Tags darauf traf ich dann zufällig am Morgen in Hanga Roa, den Schweden Melvin, den Kapitän der Freebird, den wir in Salvador getroffen hatten, das war ein großes Hallo, er nahm mich direkt mit zu seiner Familie, die in einem nahen Restaurant zu Mittag aßen. Da waren die Eltern von Melvin, die gerade auf der Insel gelandet waren, Wahariana, die hübsche Frau von Melvin, ihre beiden Kinder und die Schwester seiner Frau mit ihrem Mann, also ein richtiges Familientreffen. Wir verbrachten noch den ganzen Nachmittag zusammen und verabredeten uns direkt für den nächsten Tag.
Am Dienstagmittag holte mich Melvin an dem kleinen Hafen von Hanga Roa ab, zusammen mit seinen schwedischen Eltern Gunnel und Glenn, seiner Frau und seinem kleinen Sohn Mauhahi, bekam ich eine Führung über die Insel, als Erstes ging es zu dem Vulkan Rano Kau der einen beeindruckenden Krater hatte, von dort fuhren wir über die halbe Insel bis zu dem Vulkan Rano Raraku, wo viele nicht fertige Moais in der Erde standen und viele noch im Fels modelliert lagen. Weiter ging es dann zu dem wohl bekanntesten Motiv der Insel zu dem Ahu Tongaraki, das sind die 15 Moais, die in einer Reihe nebeneinander direkt am Meer stehen und ins Landesinnere schauen. Nachdem ich mehrere Fotos davon gemacht hatte, fuhren wir nach Anakena, dem einzigen Strand von Rapa Nui. Als wir am Nachmittag bei schönstem Sonnenschein dort ankamen war der Strand schon ganz schön voll und wurde immer voller, es war eben Hochsaison auf Rapa Nui und der erste Sommer nach der lang anhaltenden Pandemie. Weil die Kinder von Wahariana und Melvin schon müde waren, gingen wir nur kurz im Meer schwimmen und fuhren danach zurück nach Hanga Roa, wo mich Melvin am Hafen absetzte und von wo mich sein Freund Pepe mit einem Fischerboot zurück auf die Que Mas brachte.
Erwin hatte mich gefragt, ob ich vielleicht am Mittwoch die große Erkundungstour der Osterinsel mit einem deutschen Guide mitmachen möchte. Für diese Tour muss man für 80 Euro ein Ticket für den Nationalpark Rapa Nui, aber dafür darf man dann auch an die Moais hautnah ran, unser Guide war eine junge Dame mit dem Namen Malena. Um 6:45 Uhr holte mich Erwin von meinem Kat ab und fuhr mit mir und seiner Crew zum Hafen von Hanga Roa. Von dort aus fuhren wir mit Malena nach Ahu Tongariki um den Sonnenaufgang hinter den 15 Moais zu genießen und zu fotografieren (siehe Hauptmotiv von diesem Bericht). Die nächste Station war Rano Raraku, wo die Moais vor einigen Jahrhunderten aus dem Vulkanstein gehauen worden sind. Über Aka Hanga, dort war ein zerstörtes Ahu, was nicht mehr aufgebaut worden ist und Hanga Te’e, wo einige typische Behausungen der Ureinwohner von Rapa Nui zur Anschauung neu aufgebaut worden sind, ging es ins Landesinnere zum Ahu AKivi, dort standen sieben Moais, die als einzige Gruppe auf der Insel dem Meer zugewandt ist. Zum Abschluss unserer Tour schauten wir uns den Vulkankrater Rano Kau und ’ORongo an, wo bis zum 18. Jahrhundert jedes Jahr ein Wettbewerb durchgeführt wurde um den neuen Vogelmann der Insel zu küren. Hier endete unsere Erkundungstour, vielen Dank Malena, Du hast uns über die Geschichte der Osterinsel um einiges schlauer gemacht.
Für Donnerstagabend hatte Melvin Frank und mich zum Barbecue eingeladen, seine ganze Familie und viele Freunde waren da, außerdem war es der letzte Tag von Frank, bevor er am nächsten Tag mit dem Flieger zurück nach Santiago flog. Es war ein schöner Abend und eine schöne Party, ich hatte ordentlich über den Durst getrunken und musste mit dem Dingi in der Nacht noch zur Que Mas fahren, das hat auch alles prima geklappt, der einzige Wermutstropfen war, dass ich mal wieder meine gerade in Deutschland neu angefertigte Brille mal wieder irgendwie verloren hatte, das hatte mich schon sehr geärgert. Glücklicherweise hatte ich noch eine Ersatzbrille, die damals in Brasilien angefertigt wurde, als ich schon einmal eine Brille verloren hatte.
Mit Melvin hatte ich abgesprochen, dass ich an dem Tag nach dem Barbecue, es war der Freitag, ihm mit seinem Vater dabei helfe an seinem „Hippiehaus” ein Holzgerüst für den Fussboden, der seine Küche mit dem Bad verbinden sollte, zu konstruieren. Wir klotzten voll rein und nach 4 Stunden war die Grundkonstruktion für den Fußboden fertig. Es schlauchte mich ganz schön, weil ich von der gestrigen Feier ganz schön groggy war. Als Melvin seine Eltern und mich mit dem Pickup zurück nach Hanga Roa fuhr, bin ich schon im Auto eingenickt und hatte es gerade noch so geschafft mit dem Dingi zum Kat zu kommen und mich in die Koje zu legen. In der Zwischenzeit war ein drittes Segelboot an der Osterinsel angekommen, es war die unter schwedischer Flagge segelnde „Sea Wind” von den Schweden Susan und Lars.
Weil es allmählich Zeit wurde über die Weiterreise nach Pitcairn nachzudenken, fuhr ich am Samstag um die Mittagszeit mit Erwin nach Hanga Roa um unsere Lebensmittelvorräte aufzustocken. Außerdem musste ich auch meine leeren Dieselkanister auffüllen, was garnicht so einfach war. Mit Pepe’s Fischerboot holten wir von der Que Mas die 10 Kanister ab und mit Melvin’s Pickup ging es dann zur Tankstelle wo die Kanister gefüllt wurden, danach zurück zum Hafen von Hanga Roa. Von dort aus kamen die Kanister wieder auf’s Fischerboot von Pepe, doch dieses Mal war Melvin mit seiner Tochter Era, die sichtlich Spaß an der Bootsfahrt hatte und Vater Glenn mit von der Partie um mir beim ausladen der vollen Kanister an meinem Kat zu helfen. Ohne die Hilfe von Melvin hätte ich nur schwer die vollen Kanister auf die Que Mas bekommen, vielen Dank dafür lieber Melvin! Als wir zurück am Hafen waren, gab es ein großes Hallo, weil die schwedische Crew von der Sea Wind zufällig den Schweden Melvin mit seinem Vater trafen und Sie sich auf schwedisch viel zu erzählen hatten. Am Abend sind Bea und Erwin mit der schwedischen Crew und mir noch in ein chinesisches Restaurant gegangen.
So allmählich wurde es Zeit über die Abreise in Richtung Pitcairn nachzudenken, Erwin wollte eigentlich mit mir zusammen am Montag den Anker lichten, doch als wir am Sonntagabend bei Erwin auf der Sawadiva, Bea und Erwin hatten mich zum Abendessen eingeladen, noch einmal das Wetter zu Gemüte führten, mussten wir feststellen das wir in den nächsten Tagen keinen Wind haben und unsere Abfahrt auf Donnerstag verschieben müssen.
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Hallo Tom,
Was für ein schöner Reisebericht von Rapa Nui. Wünsche Dir noch ein Paar schöne erlebnissreiche Tage mit alten und neuen Freunden. Vieleicht findest Du auch noch einen /e Mitsegler / in auf der Insel für die nächsten Abschnitte. Wäre doch fein zu zweit.
Lieben Gruß Mel
Hallo Mel,
vielen Dank, dass Du meinen Reisebericht so lobst, schade, dass dein langer Beitrag im Nirvana verschwunden ist. Aber ich denke mir für mich einfach was Schönes aus, was Du hättest schreiben können 😜. Ich habe ehrlich keine Mail von Dir bekommen, auch im Spam war nix und WhatsApp habe ich nicht!
Liebe Grüße noch aus Rapa Nui
Tom
Hallo Tom,
das ist ja mal wieder ein sehr ausführlicher Bericht deiner Reise. Schade, das Fränki die Segel vorzeitig gestrichen hat und vorzeitig nach Hause geflogen ist.
Hier in der Heimat geht der Karneval langsam zu Ende. Du hast in Niederkassel mit deinem Trecker gefehlt.
Für den nächsten Halt von deiner Reise hast du dir mit Pitcairn ja eine richtige Herausforderung ausgesucht. Nicht umsonst gibt es dort nur noch 50 Bewohner auf der Insel. Die Nachfahren der legendären Bounty. Da es keine Frauen mehr auf der Insel gibt wird sich das bald erledigt haben. Gefährlicher Wahnsinn soll die Einfahrt in die einzige Bucht der Insel sein.
Und du alleine auf dem Kat. Such dir lieber eine andere Insel aus.
Ganz liebe Grüße
Billy
Hi Billy,
das wird schon mit Pitcairn, mach Dir mal keine Sorgen, die nächsten Inseln sind dann die Gambier Inselgruppe, dort ist es wesentlich entspannter!
Liebe Grüße an deine ganze Familie
Tom