Cal. Point Lay – Golf de Penas – Cal. Cliff

2.6. Do. Diesmal durften wir nicht trödeln und mussten rechtzeitig los fahren, weil es bis zur Caleta Lamento del Indio gute 35 sm waren. Um 9:45 Uhr löste Res meine Landleinen und ich ging Anker auf. Eigentlich wollte ich ja schon mal aus der Bucht fahren, normalerweise haben unsere Plotter einen Track aufgezeichnet, nach diesem Track kann man auf sichere Art und Weise wieder aus einer schwierigen Bucht heraus navigieren. Leider hatte ich den Fehler gemacht und meinen Track gestern Abend gelöscht, ich dachte das ich mich an die Einfahrt erinnern könnte und wollte genau so wieder heraus fahren. Doch dann tauchte plötzlich direkt vor mir ein aus dem Wasser herausschauender Felsen auf und ich war total verunsichert wie ich fahren musste. Glücklicherweise war die Mon Bijou direkt hinter mir, so konnte ich Sie vorfahren lassen und hinter Ihr her fahren. Kurz bevor wir aus der Caleta Point Lay in den Kanal Messier fuhren, verabschiedeten sich noch einige Delfine von uns. Den Kanal Messier mussten wir jetzt einige Stunden hoch motoren, allmählich konnten wir am Horizont schon die Ausfahrt vom Kanal Messier in den offenen Golf von Penas erahnen. Während ich mir Gedanken machte, wie wir am besten durch den Golf von Penas kommen, kam mir die Idee, dass ich den neuesten Forecast für den Golf von Penas schon mal von PredictWind laden könnte, bevor wir in die Caleta Lamento del Indio einfahren. Wenn der zu erwartende Wind gut für uns wäre, könnten wir ja direkt weiter fahren und in der Nacht durch den Golf von Penas segeln und wären ganz sicher wieder nach dem Golf in einer schützenden Bucht, bevor das vorhergesagte Sturmtief uns erreicht. Gesagt, getan, die Windvorhersage für den Golf war gut, also beschloßen wir an unser eigentlich geplanten Caleta del Indio vorbei zu fahren und fuhren direkt weiter in den Golf von Penas. Während wir den Kanal Messier verließen, setzte so langsam die Abenddämmerung ein. Der Wind ließ noch zu wünschen übrig, doch je weiter wir in den Golf von Penas kamen, desto besser wurde es. Leider hatten wir nur um die 12 Knoten halben Wind, weshalb wir unsere Motoren zur Unterstützung mitlaufen lassen mussten, um auf die, für den Törn ausgerechneten, 5 Knoten Durchschnittsgeschwindigkeit zu kommen. Ich lies den steuerbordseitigen Motor laufen weil dieser wegen seiner Verstopfung im Kraftstoffsystem noch Betriebsstunden aufholen musste. Doch mitten im Golf von Penas gab er plötzlich wieder seinen Geist auf und ging einfach aus, so ein Mist, da scheint er ja wieder verstopft zu sein. Jetzt musste der andere Motor abermals einspringen, was würde ich eigentlich machen wenn ich nur einen Motor hätte? Wahrscheinlich in den Wellen dümpeln und krampfhaft versuchen den Motor wieder in Gang zu setzen. Doch als wir den Golf de Penas gequert hatten und das Cabo Raper erreicht hatten, quälte sich die einmotorige Que Mas gegen 2 Knoten Gegenstrom mit nur 3 kn über 8 sm bis zum Cabo Gallegos an der Küste hoch, jetzt hätte ich wirklich gut den zweiten Motor gebrauchen können! Nun waren wir schon 24 Stunden unterwegs und mittlerweile wurde es schon hell, leider kamen wir wegen Wind, Wellen und 2 Knoten Gegenströmung nicht wie erhofft vorwärts, um es noch rechtzeitig vor der Dunkelheit bis zu unserer geplanten Bucht zu schaffen. Deshalb berieten wir uns über Funk, in welche alternative Bucht wir in unserer Nähe gehen könnten, gegen 10:30 Uhr entschieden wir uns für die vor uns liegende, 15 Seemeilen entfernte, Caleta Cliff. Da wir unter den augenblicklichen Bedingungen nur mit 3 kn vorwärts kamen, würden wir wahrscheinlich noch ungefähr 5 Stunden bis zu der von uns neu geplanten Caleta brauchen. Auf der elektronischen Karte meines Plotters steckte ich mir den neuen Kurs ab, Stück für Stück kamen wir näher, kurz vor der angeblichen Einfahrt der Bucht auf der Karte steuerte ich nach meinem berechneten Kurs genau auf eine vom Wasser umspülte Felsformation zu, sofort drehte ich ab und steuerte den Kat erstmal von der Küste weg, die elektronische Karte war hier definitiv falsch!!! Inzwischen kreuzten Res und Tommi, die eine halbe Seemeile hinter mir waren, meinen Kurs, in der Annahme, dass Sie besser orientiert waren, folgte ich Ihnen nach. Doch Sie fuhren, genau wie ich, so orientierungslos zwischen den an der Küste liegenden Felsen herum, nach einigem gefährlichen Manövern zwischen den vielen aus dem Wasser herausragenden spitzen Felsformationen, fanden wir endlich die 2 Seemeilen lange Einfahrt zu der Caleta Cliff und ließen nach ereignisreichen hinter uns liegenden 145 sm am Freitag den 3.6.2022 nachmittags gegen 15 Uhr unsere Anker auf den 18 Meter tiefen Grund der Caleta Cliff fallen. Puhhh, war das mal wieder ein Ritt, wir konnten echt froh sein, dass wir mit beiden Schiffen ohne ein größeres Debakel hier „sicher“ angekommen waren. Kurz nachdem ich geankert hatte, ging es mit dem Dingi auf die Mon Bijou, natürlich ließen wir bei unserem Ankerbier die hinter uns liegende Fahrt noch einmal Revue passieren, Tommi war mit mir einer Meinung, dass eine Einfahrt zu dieser Caleta in der Nacht zu einer Katastrophe geführt hätte. Deshalb schworen wir uns, in dieser Gegend niemals in der Nacht einen Ankerplatz anzufahren. Leider konnte ich mal wieder nicht lange auf der Mon Bijou mit den schweizer Jungens das Ankerbier genießen, weil ich noch nach meinem ausgefallenen Steuerbordmotor sehen musste. Eigentlich war ja die naheliegende Vermutung, dass sich wieder ein Stopfen in die Kraftstoffleitung verirrt hat und deswegen die Dieselzufuhr nicht mehr stattfinden konnte. Es stellte sich jedoch heraus, dass der Diesel, den ich von der Armada de Chile in Puerto Eden bekommen hatte so verschmutzt war, dass der Wasserabscheidefilter, der ja direkt hinter dem Tank sitzt, von dem verdreckten Diesel so verstopft war, dass er keinen Diesel mehr durchlassen konnte. Nachdem ich den verschmutzen Filter gegen einen Neuen ausgetauscht hatte, sprang der Motor ohne murren wieder an. Jetzt konnte ich beruhigt zu unserem gemeinsamen Abendessen auf die Mon Bijou gehen, Res hatte mal wieder ausgezeichnet gekocht. Nach einem leckeren Essen und zwei Rümchen als Bettmüpferli, hatte ich nach der zurückliegenden anstrengenden Nachtfahrt meinen Erholungsschlaf verdient.

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