Gewitterchaos auf der Ilha Grande ⛈

Samstagmittags um 12 Uhr starteten wir von der Marina Costabella mit zwei Katamaranen und einem Monohull um bis zur 30 sm entfernten Bucht Parnaioca auf der Ilha Grande zu segeln. Zu Beginn hatten wir den Wind von vorn, weshalb wir erstmal die ersten 10 sm bis in Höhe der Ilha de Buzios motoren mussten bis wir unsere Segel setzen konnten, mit vollen Tüchern ließen wir uns vom Wind über 15 sm bis zur Ostseite der Ilha Grande wehen, um danach die restlichen 5 sm bis zum Praia Parmaioca hauptsächlich mit unseren Motoren zurück zu legen. Osni und Rosanna erreichten die Bucht gegen 17 Uhr, eine halbe Stunde später lies ich meinen Anker fallen und nach weiteren 30 Minuten trudelte Tommi mit seiner Mon Bijou und Fabio, dem Sohnemann von Rosanna und Osni, ein. Nach einem Ankerbier kredenzte uns am Abend Rosanna auf der Golden Swan Arepas, eine Spezialität aus Venezuela, Arepas sind Maisfladen die man wie Hamburger mit verschiedenen Zutaten füllen kann. Nach dem Essen wurde ich schnell müde und zog mich auf die Que Mas zurück.
Rosanna und Osni zeigten uns am Morgen hinter dem Strand von Parnaioca einen kleinen Quellwassertümpel der von einer Naturquelle gefüllt wird. Es war sehr erfrischend in dem kalten Quellwasser zu baden, selbst der kleine Hund Nina hatte ihren Spaß in dem Tümpel zu schwimmen. Mit Nina spielten und spazierten wir am Strand bis uns Fabio mit dem Dingi abholte. Wir verbrachten den restlichen Tag mit schwimmen und relaxen auf dem Katamaran Golden Swan. Fabio machte den Vorschlag eine Runde mit Tommi und mir schnorcheln zu gehen, gerne nahmen wir das Angebot an und fuhren zusammen mit dem Dingi an das vorgelagerte Kap „Ponta Alta de Parnaioca”. Fabio war wie oft beim Schnorcheln mit seiner Harpune ausgerüstet und versuchte Fische zu jagen. Nach einiger Zeit hatte er tatsächlich einen Red Snapper Fisch geschossen, meistens waren nur kleine Fische zu sehen, weshalb wir nach 45 Minuten unsere Schnorchelei beendeten und zurück zur „Golden Swan” fuhren. Dort nahm Fabio seinen gefangenen Fisch aus und packte Ihn in den Gefrierschrank. Zum Abendessen gab es von Rosanna leckere gekochte Kartoffeln und Osni grillte uns Fleisch, Tommi steuerte dazu eine Flasche Rotwein und einen Gurkensalat bei.
Osni wollte am nächsten Tag von der Südseite der Insel auf die Nordseite in die Lagoa Verde. Am Morgen des 29. März motorten wir die 14 sm bis zur Lagoa Verde und ankerten dort ziemlich nahe an der Felsenküste, mit der Que Mas legte ich mich in eine Ecke der Lagoa Verde, sodass der Kat von Felsen umgeben wie in einem natürlichen Swimmingpool ankerte. Wir trafen uns alle für das traditionelle Ankerbier auf der Golden Swan. Während Tommi mit Fabio danach mit dem Dingi zum Tauchen rausfuhren, gab es für die daheim auf der Golden Swan gebliebenen einen leckeren Caipirinha. Am späten Nachmittag bereitete Rosanna uns einen köstlichen Kartoffelsalat und Osni brutzelte auf seinem Grill wieder ein ausgezeichnetes Barbecue, natürlich gab es dazu den obligatorischen Rotwein. Nach diesem feudalen Mahl, kam ich schnell in meine Sättigungsmüdigkeit, verabschiedete mich von allen und zog mich auf meinen Katamaran zurück und legte mich zur Bettruhe. In dieser Nacht war es unheimlich schwül und warm, gegen 23 Uhr wurde ich wach. Obwohl die See ruhig war und kein Lüftchen wehte, war ich irgendwie unruhig weil mein Kat so nah an den Felsen lag, es gelang mir einfach nicht wieder einzuschlafen. Plötzlich um 24 Uhr, wie aus heiterem Himmel kam böiger Wind auf, der sich innerhalb kurzer Zeit so verstärkte, dass ich sicherheitshalber meine beiden Motoren startete, nur 30 Sekunden später spitzte sich die Situation zu, die Boote in der Bucht wurden vom Wind hin und her geschmissen, Osni kam mit seinem Katamaran mir gefährlich nahe, ich versuchte trotz meines Ankers mit Vollgas die Que Mas rückwärts aus der Gefahrenzone zu bringen, glücklicherweise schafften es die Motoren den Anker los zu reißen und so konnte ich meinen Kat erstmal aus der Gefahrenzone bringen, doch leider kam mein Anker dabei in die Ankerkette der Mon Bijou und schliff das Schiff von Tommi und Res 200 Meter von der Küste weg. Inzwischen schüttete es wie aus Kübeln, es blitze und donnerte, ich sah nur noch die beiden Fackeln der Mon Bijou, die höchstens 4 Meter von mir entfernt waren. Mit beiden Motoren versuchte ich mehr Abstand zwischen der Mon Bijou und der Que Mas zu bekommen, was aber nicht funktionierte weil mein Anker sich an der Kette der Mon Bijou verharkt hatte, durch meinen Versuch Abstand zu halten riss ich beide Schiffe nur noch weiter von der Küste weg. Durch den Regen und den Wind fing ich langsam an, nur mit der Unterhose bekleidet, zu frieren. Schnell holte ich mir aus meiner Kabine eine Jacke und stellte das Navigationssystem an, damit ich auf dem Multifunktionsdisplay sehen konnte an welcher Position sich unsere Schiffe befinden. Das Gewitter dauerte über eineinhalb Stunden bevor sich die Situation einigermaßen beruhigte. Inzwischen hatte Osni mit seiner Golden Swan 200 Meter von der Küste entfernt, sicher geankert. Ich hing dagegen mit gefährlich geringen Abstand am Heck der Mon Bijou. Jetzt versuchte ich meinen Hahnepot zu lösen, damit ich mehr Kette ausbringen konnte um mehr Abstand zwischen unsere Schiffe zu bringen. Wie so oft konnte ich mal wieder wegen eines verklemmten Sicherungsstift den Kettenhaken nicht lösen und musste mit einer Zange den Schekel des Kettenhaken aufschrauben um den Hahnepot von der Kette zu lösen. Jetzt konnte ich endlich meine Kette länger ausfahren und mehr Abstand zwischen der Mon Bijou und mir bringen. Doch was war das? Ohne das ich die Kette weiter verlängerte, vergrößerte sich der Abstand zur Mon Bijou immer mehr. Mein Anker hatte sich von der Kette der Mon Bijou gelöst und beide Schiffe waren wieder frei. Jetzt konnte ich meinen Anker hoch nehmen und einen neuen Ankerplatz suchen, auf 20 Meter Wassertiefe lies ich das Eisen runter und lies meine komplette Kettenlänge von 75 Metern ausrauschen. Jetzt war die Que Mas auch wieder sicher verankert und die gefährliche Situation überstanden. Das war aber ein Schreck in der Nachtstunde, zum Glück haben alle unsere Schiffe keinen Schaden genommen. In der restlichen Nacht schaffte ich es noch wenigstens 2 Stunden zu schlafen.
Am nächsten Morgen verabschiedeten sich Rosanna und Osni mit ihrer Golden Swan, Sie hatten den Kaffee offen und wollten nur noch zurück in ihre sichere Marina Costabella. Da Tommi mit mir aber noch in der Lagoa Verde bleiben wollte, ankerten wir unsere beiden Schiffe wieder in die Bucht um. Den Vormittag tauchten wir noch ein wenig an den Felsen und tranken an der nahe gelegenen Floatingbar einen Caipi, bis wir uns um 13:30 Uhr auch zur Marina Costabella aufmachten. Kurz bevor wir gegen 16:30 Uhr in der Nähe der Marina Costabella ankerten, gab es noch einen ordentlichen Regenschauer auf die Mütze. Inzwischen war auch Res bei Osni und Rosanna von seinem Liebesausflug eingetrudelt. Am Abend gab es in dem geschmackvoll eingerichtetem Appartement von Rosanna und Osni, georderte Pizza zum Abendessen. Nach dem Essen wurde noch einmal ausführlich über das Unwetter der letzten Nacht diskutiert. Um die noch fehlende Messingscheibe in der Werkstatt von Chokolatschi abzuholen machten wir für Morgen noch eine Abfahrtzeit mit Osni aus und fuhren danach mit dem Dingi zu unseren vor Anker liegenden Schiffen.
Wie verabredet, fuhr uns Osni am nächsten Morgen zur Werkstatt, leider waren die Maße der Messingscheibe immer noch falsch und Sie musste noch einmal neu gedreht werden. Der Arbeiter in der Werkstatt versicherte uns, dass wir in 5 Stunden die Messingscheibe mit den korrekten Maßen abholen könnten. In der Zwischenzeit kauften wir im Supermarkt noch fehlende Lebensmittel ein und verstauten diese auf unseren Schiffen. Danach fuhren wir noch einmal zur Werkstatt und waren gespannt, ob diesmal die Maße der Messingscheibe stimmten. Oh Wunder, diesmal stimmte alles, geht doch, warum nicht gleich so? Zum guten Schluß gab es noch ein Abschiedsessen in dem Restaurant der Marina. Rosanna, Fabio und Osni verewigten sich noch in dem Tagebuch der Que Mas und schon war es an der Zeit sich von unseren lieben Freunden zu verabschieden. Es war wunderschön bei Euch, vielen lieben Dank. Zum letzten Mal fuhren wir zu unseren Schiffen, bevor wir Morgen am 1. April unsere Segeltour in Richtung Parati fortsetzen werden.

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2 Antworten zu Gewitterchaos auf der Ilha Grande ⛈

  1. Alo sagt:

    Hallo Tom,
    wie sagt man in Köln: „et hätt noch emmer joot jejange !“
    Ich habe bei Frank zu Ostern ein wunderschönes Video von Dir gesehen:
    „Tauchen im Atlantik unter bunten Fischen sich wohl fühlen !“ … ganz toll !
    Ich wünsche Dir weiterhin viel Spaß, beste Gesundheit !
    Alles Gute bei der Weiterfahrt gen‘ Süden ! … Du hast ja immer Topwetter.
    Hier haben wir Wintereinbruch mit Schnee, Kälte, Eis auf den Straßen.
    Wir sehnen uns alle nach Frühling, Sonne und Ausgang wohin wir wollen !
    Mach’s hübsch … bis später mal wieder.
    Viele Grüße Alo vom Niederrhein !

    • Tom Bauer sagt:

      Ola Alo,
      das kannste aber laut sagen, dass diese brenzlige Situation bei dem plötzlichen nächtlichen Gewitter noch einmal gut gegangen ist! Hoffentlich hattest Du entspannte Ostertage in deutschen Landen. Übrigens haben wir hier in Brasilien nicht immer Topwetter. In den letzten beiden Wochen war es meistens bis Spätnachmittag sonnig, doch dann kam immer am Abend tropischer Regen runter, dann schüttet es wie aus Eimern. Danke für deine Wünsche, ich wünsche Dir in Deutschland bald schöneres Wetter.
      Mach’s gut Alo und lass dich bald impfen!
      Sonnige Grüße vom brasilianischen Atlantik
      Käpt’n Tom

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