Von Costabella nach Paraty

Das war kein Aprilscherz, am 1. April sind wir um 9 Uhr aufgebrochen um nach Paraty zu motoren. den Wind hatten wir ziemlich genau vor der Nase, Tommi versuchte verzweifelt zu segeln, was aber nicht so richtig gelang, weil ein Windwinkel von knapp 30 Grad mit der Windstärke von maximal 7,5kn nicht gerade als ideal anzusehen ist. Ich ließ meine Segel bei den Bedingungen aufgerollt und motorte aus der Bucht „Baia da Ribeira” an dem einzigen Atomkraftwerk Brasiliens vorbei durch die „Baia de Ilha Grande” und erreichte nach 5,5 Stunden den von der Marina Costabella 25sm entfernten „Praia Do Engenho”. Tommi und Res kamen 30 Minuten später auch eingetrudelt und warfen den Anker. Nach einem Ankerbier besprachen wir schon mal das Abendessen, Tommi wollte zur Abwechslung mal auf der Mon Bijou essen, nach einer kleinen Diskussion entschieden wir dann doch unser Abendessen auf der Que zu zelebrieren. Diesmal trafen wir uns zum Caipi schon um 17 Uhr, Res hatte mal wieder tolles Züricher Geschnetzeltes mit einer leckeren Soße zubereitet. Tommi hatte inzwischen das deutsche Pärchen Kathrin und Hans kontaktiert, Sie lagen nämlich mit ihrer „Esmeralda” nicht weit von uns weg in der Marina Engenho. Wir verabredeten, das wir am Vormittag in der Marina vorbei kommen um Sie zu besuchen.
Den nächsten Morgen lichteten wir unsere Anker und fuhren 2 Seemeilen weiter und ließen unsere Eisen im Ankerfeld vor der Marina Engenho wieder runter. Kathrin und Hans freuten sich uns zu sehen und wir machten direkt einen Termin um am selben Abend zusammen essen zu gehen. Vorher wollten wir aber ins Zentrum von Paraty, weil Res und Tommi, die vor 4 Jahren schon mal hier waren, mir die alte Stadt zeigen wollten. Das alte Paraty hat Straßen die von versklavten Indios im 16. Jahrhundert aus dicken Wackersteinen in verschiedenen Größen mühsam verlegt wurden, dementsprechend war es garnicht so einfach auf dem holprigen Belag zu laufen, man musste immer aufpassen wo man hintrat. In den meisten Häusern gab es für die Touristen Geschäfte und Restaurants. Res erinnerte sich an einen Laden, der auf Casacha spezialisiert war und wo er beim Probe kosten mit seinem Sohn schon einmal abgestürzt war. Nachdem wir 3 verschiedene Casachas verköstigt hatten, kaufte sich Res genau den gleichen Casacha, den er schon vor Jahren hier mit seinem Sohn gekauft hatte. In dem Casachaladen gab es auch Zigarren, da musste Tommi natürlich zuschlagen und sich ein Päckchen Zigarren genehmigen. Wir schlenderten noch eine Weile über das alte Pflaster des historischen Zentrum von Paraty bevor wir am Nachmittag wieder zurück zu unserem Ankerplatz vor der Marina Engenho mit dem Taxi fuhren. Wie verabredet, fuhr ich mit Res, Tommi hatte noch so Einiges auf der Mon Bijou zu tun, rüber zur Esmeralda, wo wir Kathrin und Hans einsammelten um mit Ihnen gemeinsam in einem gemütlichen, direkt am Wasser liegenden Restaurant essen zu gehen. Es tat mal wieder richtig gut, mit sympathischen Seglern aus Deutschland in der eigenen Landessprache zu quatschen.
Den darauf folgenden Vormittag verbrachten wir auf unseren Schiffen, nach Mittag holte ich Tommi mit dem Dingi ab, nicht weit von unserem Ankerplatz entfernt, gab es eine Stelle am Strand, wo wir unsere leeren Trinkwasserflaschen mit frischem Quellwasser auffüllen konnten. Danach fuhren wir alle Drei mit dem Taxi nach Paraty und ließen uns mit einer Kutsche durch das historische Zentrum führen. Der Kutscher erklärte uns die Geschichte von Paraty leider nur auf portugisisch und so konnte ich mir nur alle Sehenswürdigkeiten anschauen. Um 17:30 Uhr waren wir mit Kathrin und Hans auf dem zentralen Platz von Paraty zum Abendessen verabredet, nachdem jeder von uns in einer Bar zwei Caipirinhas verköstigt hatte, ging es weiter in ein schnuckeliges italienisches Restaurant. Sie hatten auf ihrer Speisekarte eine meiner Lieblingsgerichte, nämlich gratinierte Coqille St. Jaques, worauf ich mich schon riesig freute, doch bei der Bestellung kam die große Ernüchterung, der Kellner meinte nur trocken „No have”. Das war mir hier in Brasilien nicht zum ersten Mal passiert, ich verstehe nur nicht warum die Restaurants Gerichte auf Ihrer Speisekarte stehen haben, die Sie nicht servieren können. Wir hatten aber trotzdem alle einen wundervollen Abend, besonders Tommi und Res hatten Freude, weil Kathrin und Hans sich mit ihrem Freund Sammy, der ein Schweizer war, verabredet hatten und so die Eidgenossen untereinander schwizer Dütsch schwatzen konnten. Nach dem Essen ruderte die Esmeralda Crew mit ihrem Dingi zurück zur Marina und wir nahmen mit Sammy auf der Straße noch ein Absackerbierchen, so gegen 23 Uhr kamen wir mit dem Taxi in der Marina an und fielen schnurstracks in unsere Kojen.
Ostersonntag wollten wir weiter nach der 9 sm entfernten Ilha da Cotia gehen, vorher musste Res mit mir noch einige Kleinigkeiten im Supermarkt besorgen. Bei Kathrin und Hans bekamen wir noch ein tolles Frühstück kredenzt, bevor wir um 12:30 Uhr los fuhren. Die Mon Bijou segelte übers offene Meer zur Ilha da Cotia, währenddessen die Que Mas gemütlich mit 4 kn Fahrt um die Küste motorte, weil der Wind so ungünstig blies, dass segeln für einen Katamaran ohne Steckschwerter keinen Sinn ergeben hätte. 2 Stunden später viel mein Anker vor der Insel in 5 Metern Wassertiefe. Nach zweieinhalb weiteren Stunden legte sich die Mon Bijou neben die Que Mas. Da es inzwischen schon 17 Uhr war, fing Res direkt an zu kochen, weswegen wir unserer Ankerbierchen auf der Mon Bijou einnahmen um anschließend auf der Que Mas unser Nachtessen zu servieren. Tommi und Res wollten wollten nach dem Essen noch ein Zigärrchen auf ihrer Mon Bijou rauchen, deshalb fuhr ich die Beiden direkt nach dem Essen auf ihr Boot zurück. Gute Nacht ihr Beiden.
An der Ilha da Cotia ankerten wir direkt vor einem kleinen Strand, zu dem wir am nächsten Morgen rüber schwammen, da die Insel an dieser Stelle nur 60 m breit war, konnte man über einen schmalen Trampelpfad auf die andere Seite zu einem kleinen Strand mit vielen Felsen gehen und dort baden. Ein bisschen fühlte man sich wie Robinson Crusoe auf einer einsamen Insel, doch das Gefühl verschwand ganz schnell, als 10 Minuten später eine ganze Horde Brasilianer mit ihren Kindern, Kühltaschen und Musikbox den kleinen idyllischen Strand bevölkerten. Schnell verzogen wir uns und schwammen auf unsere Schiffe zurück. Ein paar Meter entfernt von unserem Ankerplatz gab es die kleine schwimmende Barco-Bar, zuerst dachten wir die Floatingbar hätte geschlossen, doch Res fragte den Besitzer mit dem Namen Miguel ob wir vorbei kommen könnten. Wir durften, um 16 Uhr setzten wir mit dem Dingi über zu Miguel Bar und tranken ein Bier mit Ihm zusammen. Miguel hatte bis vor kurzem noch zusammen mit seiner Frau die Bar betrieben, doch vor 4 Monaten war Sie an einem Herzinfarkt gestorben. Man merkte Ihm an, dass er diesen Schicksalsschlag noch nicht überwunden hatte. Unser Abendessen gab es diesmal auf der Mon Bijou, Res hatte uns Bircher-Müsli gemacht. Morgen wollten wir uns dann in die riesige lang gezogene Bucht Saco de Mamangua verlegen.

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