In den Rio São Miguel & A golinhas fischen

Als ich den letzten Bericht fertig geschrieben hatte, stellte ich vor dem zu Bett gehen noch eine Waschmaschine an um Sie über Nacht laufen zu lassen. Als ich am Mittwochmorgen die Wäsche aufhängen wollte, musste ich feststellen das die Waschmaschine mit dem Fehler „E03” stehen geblieben war. Die Ablaufpumpe beförderte das alte Laugenwasser nicht mehr aus der Maschine. Ist doch ganz einfach, dachte ich, Flusensieb reinigen und schon läuft die Chose wieder, ja denkste, das Wasser wurde immer noch nicht abgepumpt, scheint wohl eine größere Reparatur zu werden. Die Waschmaschinenreparatur werde ich dann wohl in den nächsten Tagen in Angriff nehmen müssen. Durch die vielen Abendessen und Events war auf meiner Que Mas inzwischen das Cockpit total versaut und musste unbedingt von Dreck und Schmutz befreit werden. Netterweise half mir Res bei der Reinigung, mit Schrubber und Hochdruckreiniger rückten wir dem Dreck zu Leibe. Als wir kurz bevor es dämmerte fertig waren, bekamen wir von Carlo eine Einladung zum Ceviche essen. Ceviche ist ein traditionelles Gericht in den lateinamerikanischen Ländern, Hauptbestandteil von Ceviche ist roher, in kleine Stückchen geschnittener frischer Fisch, der in einem Sud aus Limettensaft, Salz und Chilis mariniert wird. Zezeko hatte Cathy gezeigt wie man Ceviche anrichtet und jetzt konnten wir alle zusammen am Steg den traditionellen Fischsalat verkosten. Der Salat schmeckte richtig gut und war auch noch gesund, dazu gab es Vino blanco oder Wasser. Da Res, Cathy, Carlo und ich am nächsten Tag eine Tour mit dem Boot durch die Lagune bis in den Rio São Miguel geplant hatten, war es für uns alle so langsam an der Zeit die Bettkarte zu lochen, denn wir mussten am nächsten Tag schon um 7 Uhr aufstehen, weil es nur bei Hochwasserstand möglich war mit dem Boot in den Rio São Miguel herein zu fahren.
Am Donnerstag fuhren wir um 8:15 Uhr mit dem Marinero Cicero, der extra für diesen Tag von Zezeko die Erlaubnis bekommen hatte, uns den ganzen Tag durch die Lagune bis in den Rio São Miguel zu begleiten. Langsam motorten wir den von Mangrovenwälder umgebenen Flusslauf hoch, zwischendurch zeigte uns Cicero kleine am Flussufer sitzende Kaimane, welche ausschließlich in Südamerika leben, man könnte meinen man wäre mitten im Amazonasgebiet. Nach circa 4 km erreichten wir eine kleine mit Palmen und Bananestauden bepflanzte Siedlung, wo insgesamt zwei Familien mit ihren Kindern und einige Fischer in ihren primitiven Blechhütten oder mit Plastik bedeckten Holzgestellen lebten. Bei unserer Ankunft wurden wir herzlich von einer Frau mit einem kleinen Baby auf ihrem Arm begrüßt. Ihr Name war Claudia und Sie hatte insgesamt 4 Töchter, Cassia, Klara, Josara und die kleine Olivia. Stolz zeigte uns Claudia ihre Blechhütte. Im unteren Geschoss der Hütte standen zwei Betten mit Moskitonetzen auf feuchtem Lehmboden, in dem Raum befanden sich noch die „Küche” mit auf dem Boden verstreuten Lebensmittelvorräten, über eine primitive aus Brettern zusammengeschusterte Holztreppe führte uns Claudia ins „Obergeschoss“ wo nochmal zwei Betten, in einem mit Plastikplanen abgespannten Raum, standen. Claudia erklärte uns, dass ein Bett extra für Gästebesuch frei sei. Nach der „Hausbesichtigung” bauten wir schon einmal auf einem Ufervorsprung unter einem Baum einen Tisch mit vier Stühlen auf. Jetzt fuhr Cicero noch einige Kilometer den Flusslauf hinauf um uns noch ein wenig von dieser schönen Natur zu zeigen. Kleine Fledermäuse flogen über das Wasser und fingen Moskitos als wir plötzlich am rechten Flussufer so was ähnliches wie einen toten Körper im Wasser treiben sahen. Wir fuhren noch circa einen Kilometer Flußaufwärts bis wir an einer großen Flussbiegung wenden und wieder flussabwärts in Richtung Siedlung zurück fuhren konnten. Auf dem Rückweg motorten wir langsam an dem im Fluß treibenden toten Körper heran und mussten feststellen, dass dort ein verendetes Capybara im Fluß trieb. Capybaras sind Wasserschweine die in lateinamerikanischen Feuchtgebieten leben, Sie sind die größten noch heute lebenden Nagetiere welche sich ideal ans Wasser angepasst haben. Wieder an der Siedlung angekommen, luden wir den mitgenommenen Grill, Getränke, Fleisch, Geschirr und Besteck aus dem Boot und machten es uns an dem von uns zuvor aufgestelltem Tisch gemütlich. Vor dem Churrasco führte uns Cicero noch zu einem Fischer der sich auf den Fang von Caranguejos spezialisiert hatte. Caranguejos sind Krabben die im Schlamm der Sumpfgebiete leben und von diesem Fischer gefangen werden um Sie am Wochenende auf dem Markt in der nächstgelegenen Stadt zu verkaufen. Der Fischer ging mit uns einen sumpfigen Weg zwischen den Mangroven entlang bis zu einem großen Treckerreifen in dem er seine Krabben gefangen hielt. Als er den Deckel über dem Treckerreifen öffnete, stellten sich die Krabben mit ihren Greifzangen in Drohhaltung auf und rannten nervös in dem Reifen hin und her. Nach dieser Krabbenbesichtigung heizten wir den Grill an und bereiteten unser Mittagessen vor. Es gab natürlich Fleisch und dazu tranken wir Bier. Cassia, die älteste Tochter von Claudia, machte uns dazu noch ein leckeres Kohlsüppchen mit Bohnen und zum Abschluss kochte Sie uns auch noch einen leckeren aufgebrühten Kaffee. Von unserem ausgewählten Plätzchen konnten wir beobachten wie die natürliche Wasserquelle der Siedlung die in ein kleines Becken mündet von den Bewohnern genutzt wurde. Die Kinder benutzen es als Planschbecken, die Frauen wuschen dort Ihr Geschirr und ihre Wäsche und zu guter letzt wurde das Wasserbecken zur eigenen Körperpflege benutzt. Claudia brachte uns noch einige Garnelen (Camarãos) zum grillen vorbei, diese wurden von uns auf Holzstäbchen aufgespießt und so auf den Grill gelegt. Wir blieben in der Siedlung so lange, bis der Flusslauf und die Lagune genügend Hochwasser hatten damit wir wieder mit dem Tiefgang unseres Bootes zur Marina zurück fahren konnten. Gegen 16:30 Uhr verabschiedeten wir uns von unseren freundlichen Gastgebern, die Kinder winkten unserem Boot noch eine ganze Weile hinterher. Nach einer Stunde Fahrt kamen wir von einem erlebnisreichen Tag zurück und liesen Ihn am Steg mit einem abschließendem Caipirinha ausklingen.
Am Freitag montierte ich neue Lautsprecher ins Cockpit, bei den Alten waren vom Druck des Hochdruckreinigers die Membranen gerissen. Die neuen Lautsprecher wurden nach dem Einbau natürlich umgehend auf ihre Soundqualität getestet und bekamen von mir das Urteil „GUT”. Mittags versuchte Michel zusammen mit mir den Fehler meiner defekten Waschmaschine herauszufinden, nach einigem Spannungsmessungen, mussten wir leider eine defekte Abwasserpumpe diagnostizieren. Michel schaute direkt im Internet nach und bestellte eine neue Pumpe bei Mercado Livre, das ist praktisch das Ebay von Brasilien. Nachmittags bekam ich einen netten FaceTime-Anruf von meinen ehemaligen Arbeitskolleginnen, worüber ich sehr überrascht war und mich sehr darüber gefreut hatte. Außerdem hatte sich Abends auch noch der Vorstand meines Düsseldorfer Hockeyclubs bei mir gemeldet und sich nach meinem Befinden erkundigt. Schön, wenn man zwar weit weg ist, die Freunde aber trotzdem noch an einen denken! 👍🏼 Zusammen mit den Marineros und Res habe ich vor der Marina den Freitagabend mit Churrasco und einigen Bierchen ausklingen lassen.
Am Samstag war um 9 Uhr wieder Wakeboarden angesagt, dieses Mal klappte es schon viel besser und es zerlegte mich nur zweimal so richtig. Da Wochenende war, machten wir mit Michel, seiner Tochter Amini, seinem Sohn Ramon und einigen Freunden den schon traditionellen Bayliner-Ausflug mit viel Bier und reichlich gegrilltem Fleisch. Zurück am Liegeplatz in der Marina zogen Michel, Enrique und Res mit mir, wegen heftig einsetzendem Regen, in die Kajüte der Bayliner um. Später stießen Elizabeth und der Vater von Zezeko mit einer Ladung salzigem Popcorn auch noch dazu.
Die Windvorhersage für den Sonntagmorgen war gut, deshalb hatte ich mit meinem Kitelehrer Andre eine weitere Kitesurfschulung von 7 bis 9 Uhr verabredet. Zuerst probierte ich es mit einem 10 qm Kite, doch der Wind blies so stramm, dass wir noch einmal auf einen 9 qm Kite umrüsten mussten. Jetzt klappt das auf’s Board kommen beim Wasserstart schon ganz gut, nur den Kite so in den Wind zu stellen, dass er ständig Druck hat und mich weiter zieht, gelingt mir noch nicht so richtig. Mittags wollte ich eigentlich mit Cathy und Carlo mit dem Dingi zum Gunga Beach, doch Michel machte mir den Vorschlag doch seine „Tres Amigitos” mit dem 35 PS Außenborder zu nehmen, das wäre doch viel angenehmer. Also fuhren wir nicht mit dem Dingi sondern luxuriös mit dem Boot von Michel nach Gunga. Die letzten Male war der Strand von Gunga immer verlassen doch so langsam füllte er sich wieder. An unserem „Stammplatz” saß diesmal eine große Familie und grillte. So machten wir es uns am Strand im Sand bequem. Natürlich hatte ich wie immer meinen Kite mit, da der Wind 💨 ordentlich blies, rockte der Vogel ordentlich an den Leinen rum, super Fun👌! Zurück fuhren wir noch kurz den Strand an, wo Michel mit seiner Bayliner lag und tranken dort mit Michel noch ein Bier. Für Abends hatten wir uns mit Zezeko und seiner Freundin Luisa zum Golinhas fischen verabredet. Golinhas sind kleine schmale Makrelenhechte mit spitzer Schnauze die durch Licht angezogen werden. So etwas haben wir vor gut 2 Monaten zu Ostern schon einmal gemacht (siehe hier). Um 19:30 Uhr ging es mit der Albatros von Andre und 3 starken LED-Scheinwerfern raus auf die Lagune aber im Gegensatz zum letzten Mal waren kaum Golinhas zu sehen, während wir beim ersten Mal mit 8 kg Golinhas zurück kamen, waren es diesmal magere 8 Makrelenhechtchen die zusammen 150 g wogen. Nach eineinhalb Stunden gaben wir auf und erreichten wieder unseren Steg, das Fischereievent hat aber trotzdem Spaß gemacht! Zezeko und Luisa verzogen sich ziemlich schnell in Ihr Boot. Ich lud Res und die FOX-Crew, das sind die Belgier Cathy und Carlo, noch auf einen Absacker ein. Im Cockpit der Que Mas leerten wir noch eine Flasche Vino blanco, nach 2 Stunden hauten wir uns in unsere Kojen.
In dieser Nacht hatte ich schlecht geschlafen und mich am Morgen noch einmal ins Bett gelegt, doch um Halbzehn wurde ich vom klingeln meines Handy geweckt, es war mein Brüderchen der mich über Skype versuchte zu erreichen. Ziemlich verschlafen ging ich an mein Handy und brauchte eine Weile bis ich vernünftig mit Fränki telefonieren konnte. Nach dem Frühstück half ich Michel sein Boot „Tres Amigitos” aus dem Wasser zu nehmen, damit der Außenborder mit Süßwasser gespült werden konnte. Der Rest des Tages plätscherte so dahin, meine Brotbackmaschine backte mir ein Brot, über FaceTime quatschte ich noch mit meinem guten Hockey- und Ausgehkumpel Lars und auch mein ehemaliger Segelkumpan Micha meldete sich aus Italien von seinem frisch erworbenen Segelboot. Während ich so mit Micha quatschte, wurde mir endlich nach eineinhalb Wochen eine kleine brasilianische Gasflasche geliefert, die so gerade in die Gasbackskiste der Que Mas passt. Na dann kann ja wieder gekocht werden. Apropo kochen, zum Abendessen gab es Schweinefleisch im Speckmantel mit Möhrengemüse und Püree, als Beilage noch einen Avocadosalat. Nach diesem ausgezeichneten Essen konnte ich schwerlich einschlafen und schaute noch den ersten Teil des Science-Fiction-Films „Maze Runner”, der erste Teil war so spannend, dass ich mir in dieser Nacht auch noch den 2.Teil von „Maze Runner” reinzog und erst um 3 Uhr einschlief. Ziemlich gerädert wurde ich Dienstagmorgen um 9 Uhr wach, zum Frühstück gab es nach langer Zeit mal wieder das frisch gebackene Brot von gestern, Mmhh lecker. Nach dem Frühstück setzte ich mich daran diesen Wochenbericht zu schreiben, der wohl bis dato der Ausführlichste meiner Webseite werden wird. Mit meinen Belgiern und Res gab es am Abend noch den deutschen Klassiker Sauerkraut, Brühwurst mit Dijon-Senf und Püree, zu dieser herzhaften Mahlzeit wurde selbstverständlich Bier getrunken. Ja dann mal Mahlzeit und bis zur nächsten Woche.

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