Kapverden – Brasilien

1. Tag auf See
Nachdem Thomas und ich, leider war Micha noch nicht fit, einen ereignisreichen Tag auf der Insel Brava hatten, begann nun endgültig unsere Atlantiküberquerung nach Fernando de Noronha. Am Dienstag den 14. Januar um 10:30 Uhr kapverdische Zeit löste Thomas die letzte Verbindung zum afrikanischen Kontinent und meine Que Mas konnte zeigen was Sie so drauf hatte. Die ersten Stunden kamen wir prima voran aber es dauerte noch bis zum Nachmittag bevor die Inseln Brava und Fogo ausser Sichtweite kamen. Der Wind schwächte leider bis fast zur Flaute ab und wir mussten bis Mitternacht motoren. Ab 0:00 Uhr frischte der Wind bis zu 15 kn auf und wir kamen wieder gut voran. Am Morgen setzte ich mit Micha den Code Zero und konnten so noch 1 Knoten mehr rauskitzeln. Nach dem ersten Tag hatten wir ein Etmal von 115 sm geschafft.
2. Tag auf See
Der Wind bläst weiterhin mit 16 bis 20 kn, wir segeln mit dem 2. Reff im Groß und dem Code Zero zwischen 5 und 6 kn, das ist eine gute Reisegeschwindigkeit. Thomas beschäftigt sich mit schreiben seines Blogs. Micha geht es jetzt schon wieder besser, er lässt sich jetzt öfters blicken und nimmt wieder aktiv am segeln teil. Ich repariere meine Festmacherleinen die sich bei dem starken Schwell in Mindelo scham gefielt hatten. Nachmittags füllte ich mit dem Wassermacher den Wassertank auf als plötzlich der Code Zero runter kam und ins Wasser fiel. Irgendwie musste sich der Schäkel dort oben am Spifall geöffnet haben. Den Spifall kam von alleine nicht mehr von der Mastspitze herunter aber wir hatten ja noch einen Trumpf im Ärmel, nämlich unseren Kletterkünstler Thomas. Mit dem Maststuhl und der Dirk wurde er in den Masttop gewinscht und mit dem Spifall kam er wieder sicher auf’s Deck zurück. Damit der Schäkel sich nicht noch einmal öffnen konnte befestigten wir den Code Zero direkt mit einem Palstek an das Spifall. Segel wieder nach oben und weiter geht die „wilde” Fahrt 😆. Schon mal gut, dass uns das nicht in der Nacht passiert ist! Mit unserer Nachtwache das läuft sehr entspannt, Thomas hat sich für die Hundswache von 00 bis 4 Uhr entschieden, Micha und Ich wechseln uns immer zwischen Abendwache und Morgenwache ab. Die Nacht verlief ruhig und ohne Probleme, nur unser Segleranhalter hat sich wahrscheinlich bei Micha angesteckt und kränkelt stark. Das heutige Etmal ist immerhin schon mal 146 sm.
3. Tag auf See
Wir machen weiter zwischen 6 und 7 kn Fahrt und kommen gut voran. Heute werden wir wohl ein Viertel der Strecke geschafft haben. Immer wieder verirren sich Nachts fliegende Fische bei uns auf dem Deck, die wir dann leider am nächsten Tag tot im Meer entsorgen müssen. 😢 Thomas geht es weiterhin nicht so gut, er hat durch seine starke Erkältung seine Stirnhöhle zu und döst den ganzen Tag im Cockpit so vor sich hin. Zum Nachmittagskaffe mache ich uns Pfannkuchen, prompt kippt mir die Rührschüssel mit dem Pfankuchenteig um und verteilt sich auf dem Salonboden, schöne Sauerei❗️Als ich nach dem Kaffee die Segel kontrolliere fällt mir auf,, dass der Code Zero schon wieder schon wieder mal im Top einen Riss hat, damit der Code Zero nicht weiter reist müssen wir Ihn bergen und einpacken. Stattdessen setzen wir die Genua an der Backbordseite und tieren das Groß an der Steuerbordseite so weit wie möglich auf, quasi Schmetterling. Mit dieser Segelkombi sind wir erstaunlicherweise nicht langsamer als mit dem Code Zero, eher sind wir noch einen halben Knoten schneller 👍🏼. In der Nacht haben wir die Segelgardrobe nicht verändert, erst am nächsten Tag am Morgen haben wir den Genaker gesetzt damit wir auch noch bei schwächerem Winden vorwärts kommen. Das heutige Etmal beträgt 144 sm.
4. Tag auf See
Mit dem Genaker kamen wir vor dem Wind gut voran, ja bis…, bis der Käpt’n auf die Idee kam mit den Motoren die Batterie wieder aufzuladen. Durch die Motoren erzeugte Geschwindigkeit klappte der Genaker in sich zusammen und verfing sich in der oberen Saling und das schöne Segel riss 2 Meter unter dem Segelkopf mittig durch 🤯.So ein Mist, das war es dann mit dem letzten verfügbaren Leichtwindsegel. Jetzt konnten wir wieder nur die normale Segelgarderobe verwenden. Damit wir mit der normalen Segelgarderobe vorwärts kamen, refften wir das Groß komplett aus und entschlossen uns vor dem Wind zu kreuzen, so kamen wir wenigstens noch einigermaßen voran. Mal sehen wieviel Tage wir jetzt noch brauchen. Heute Morgen habe ich nach dem Frühstück unser heutiges Etmal gecheckt, es sind tatsächlich doch noch 140 sm.
5.Tag auf See
Durch das kreuzen vor dem Wind kommen wir mit 6,5 kn Fahrt gut voran, doch leider ist durch das kreuzen die wahre Geschwindigkeit (VMG) nur 5 kn. Na ja, auf jeden Fall besser als nix. Micha schläft sehr viel, Thomas schaut draussen im Cockpit mit seinem Mac einen Film und ich repariere mal wieder rum. Da wir noch so viele Bananen haben komme ich Nachmittags auf die Idee einen Bananenkuchen zu backen, danach wurde das Abendessen für heute beratschlagt, Thomas schlug vor eine Pizza zu backen, das fanden wir alle eine gute Idee. Doch bevor er damit loslegen konnte, klagte er über starke Ohrenschmerzen in seinem rechten Ohr. So wie unser Mitsegler jammerte, musste höllische Schmerzen haben, ich gab Ihm Schmerztabletten, die aber auch nicht viel halfen. Die Pizza blieb nach dem Ausfall von Thomas jetzt an Micha und mir hängen. Dafür, dass wir Beide noch nie Pizzateig selber gemacht hatten, funktionierte das ganz gut und die Pizza schmeckte uns sogar. Thomas konnte in seinem Zustand keine Nachtwache machen, deshalb blieb er im Bett und Micha und ich teilten uns die Nachtwache auf. Gegen 21 Uhr erklang plötzlich der Low Voltage Alarm, zuerst dachte ich es wäre die Sicherung der Verbraucherbatterie raus gesprungen, doch tatsächlich war die Batterie komplett leer. Schnell machte ich beide Motoren zum nachladen an und stellte zur Vorsicht den Kühlschrank ab. Der Wind hatte sich in der Nacht auf 9 bis 11 kn abgeschwächt, sodass wir jetzt nur noch mit 4,5 bis 5 kn vor dem Wind vorwärts kamen. Am Morgen kam Thomas mit schmerzverzerrter Mine aus seiner Kabine, die Ohrenschmerzen hatten nicht nachgelassen, ich hatte noch abgelaufene Ohrentropfen welche wir in der Not in sein Ohr träufelten in der Hoffnung das die Schmerzen nachließen. Das war aber leider nicht der Fall. Unser heutiges Etmal betrug 141 sm.
6. Tag auf See
So langsam merkt man an den Temperaturen das wir uns dem Äquator nähern, wir sind jetzt nur noch 3,5 Breitengrade nördlich des Äquators. Thomas seine Ohrenschmerzen werden nicht besser und wir überlegen ob es nicht besser für Ihn wäre Antibiotika einzunehmen. Über die Hälfte der Strecke nach Brasilien ist geschafft, zum Bergfest gibt es am Nachmittag zum Kaffee meinen selbst gebackenen Bananenkuchen. Heute habe ich mal beide Hochseeangeln zum Einsatz gebracht, es hatte sogar ein Fisch angebissen der mir aber während des Einziehens wieder vom Haken gegangen ist 😳. Der Wind ist jetzt tatsächlich unter 10 kn, wir nähern uns den Kalmen, um den Durchschnitt von 5 kn zu halten, wurden von uns die Segel eingeholt und der Motor angeschmissen. Zum Abendessen gab es endlich mal Spaghetti Pesto 😃. Da die Ohrenschmerzen von Thomas nicht besser wurden, fing er an diesem Abend an die Antibiotikatabletten einzunehmen, hoffentlich hilft’s!! Da unser Mitsegler sich immer noch mit Schmerzen rumquälte, teilte sich Micha mit mir wieder die Nachtwache. Den nächsten Morgen fange ich an aus dem alten Trampolin Obstnetze zu basteln, welche ich ins Cockpit unters Dach in Höhe der Travellerschiene hängen möchte. Das Etmal des sechsten Tages beträgt 126 sm.
7. Tag auf See
Heute Morgen hatte der Wind wieder etwas zugelegt und Micha und ich beschlossen es noch einmal mit dem Segeln zu probieren, wir setzten das komplette Groß und die Genua. Es funktionierte besser als gedacht weil der Wind auf 13 bis 14 kn auffrischte. Thomas ging es heute schon besser, die Antibiotika scheinen zu wirken! 👍🏼 Die Installation der Obstnetze beschäftigte mich bis in den späten Nachmittag, nachdem die Netze endlich hingen wurde das restliche Obst darin verstaut. Jetzt musste nur noch der Wassermacher einige Zeit laufen um unsere Wasservorräte wieder aufzufüllen. Inzwischen schwächte sich der Wind wieder unter 10 kn ab und wir mussten nach unserem Abendessen, es gab gebratenen Reis mit Ei und Hühnchen, wieder motoren. Jetzt haben wir die Kalmen erreicht, es weht nur noch ein lautes Lüftchen und ein heftiger Regenguss befreit mein Schiff von Dreck und Salzkruste. Die See wird glatt und ruhig und wir können mit einem Motor bei 2000 Umdrehungen locker die Geschwindigkeit von 5 Knoten erreichen. Gegen 10 Uhr passieren wir die Inselchen Sao Pedro und Sāo Paolo. Das Etmal ist diesmal 122 sm.
8. Tag auf See
So langsam nähern wir uns Brasilien und ich wechselte am Morgen die kapverdische Flagge gegen die Brasilianische und der gelben Flagge. Die gelbe Flagge muss man jedesmal setzen wenn man in einem Land neu einklariert, sie hat die Bedeutung das alle an Bord gesund sind. Wir sind immer noch in den Kalmen und müssen weiter mit Motor fahren um einigermaßen vorwärts zu kommen. Die See ist ruhig und während Thomas und Micha sich sonnen, inspiziere ich den Mast und den Großbaum und tatsächlich, die Mutter von dem Bolzen der den Lümmelbeschlag am Mast fixiert hatte sich schon zur Hälfte gelöst und es wäre nur noch eine Frage der Zeit gewesen bis uns der Großbaum um die Ohren geflogen wäre. Also, eine neue selbstsichernde Mutter auf den Bolzen geschraubt und die Sache war erledigt. Am Nachmittag dann endlich, der erste Biss, Gas weg und vorsichtig den Fisch eindrillen, nach 10 Minuten hatte ich den Fisch bis zum Boot gedrillt, es war ein kleinerer Thunfisch den wir dann am Abend gebraten und zusammen mit Reis verputzt haben. Lecker!! Nach dem Abendessen blieben wir alle noch wach, weil wir in den nächsten Stunden den Äquator überqueren würden. Zum Zeitvertreib wurde im Salon der Spielfilm Alabama Moon von 2009 gezeigt. Gegen 22:35 Uhr war es dann soweit, der Breitengrad schlug von Nord auf Süd um 👌. Micha war zu müde und schlief, währenddessen Thomas und ich das Ganze dokumentarisch festhielten. Als ich am Morgen wach wurde, waren es nur noch unter 200 Seemeilen bis Fernando de Noronha. Es geht voran, wir haben mal wieder ein Etmal über 131 sm geschafft.
9. Tag auf See
Heute Morgen habe ich mir für die Südhalbkugel den Bart auf 3 mm Kürze rasiert. Zum Frühstück gab es ausnahmsweise mal Spiegelei, leider ohne Speck, es war keiner da. Zum angeln warf ich noch einmal den Köder raus, vielleicht beist ja noch ein Fischchen an. Beim Spülen ging uns auf einmal das Wasser aus, es kam nur noch Luft aus der Leitung und der Wassertank war leer. Wie konnte das sein? Die Tankanzeige zeigte doch die ganze Zeit einen vollen Wassertank an! Komisch, auf jeden Fall musste unser Wassermacher wieder in Aktion treten. Nach einer halben Stunde Wasser machen zeigte der Tank schon wieder voll an aber das konnte nicht sein. Also verfälschte die schaukelnde Bewegung des Katamarans das Messergebnis. 🙄 Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass es wahrscheinlich keinen Biss gibt, ja denkste, auf einmal rollten ganz plötzlich 200 m von der Spule. Ganz langsam zog ich die Bremse an und Micha nahm Speed aus dem Boot. Das musste ein ganz schöner Brocken sein! Nach 15 Minuten hatte ich den Fisch endlich bis ans Heck gedrillt, es war ein etwa 1 Meter langer Schwertfisch, doch leider hatte Thomas seine Probleme den Fang in den Kescher zu bekommen und schwupp scherte die Angelschnur ab und der Schwertfisch verschwand mitsamt Köder in den Tiefen des Meeres, Mist 😡!! Okay, gibt es wie geplant von Thomas gekochte Dampfnudeln, Micha hatte sowieso keinen Bock auf Fisch. Der Wind war mittlerweile auf unter 10 kn abgeschwächt, der Motor musste mal wieder zur Hilfe genommen werden. Ab Mitternacht kamen wir in die Südostpassatzone und der Wind frischte merklich bis zu 20 kn auf. Jetzt schnurrte meine Que Mas wie ein Kätzchen und segelte unter Vollzeug bis zu 8,5 kn. Dann werden wir wohl heute Brasilien erreichen 😁! Das letzte Etmal ist auch gleichzeitig mit 168 sm das Längste. Die gesamte gesegelte Strecke ist 1250 sm. Unser Landfall auf Fernando de Noronha war am Donnerstag den 23. Januar um 13:30 Uhr Ortszeit. Wir hatten eigentlich mit guten 10 Tagen gerechnet, Tatsächlich haben wir „nur” 9 Tage und 3 Stunden benötigt, das ist Spitze 👍🏼! So, jetzt gibt es erst einmal ein Ankerbierchen 🍻.

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